Saarland University Medical Center and Saarland University Faculty of Medicine
2012
Leitung: Prof. Dr. med Jürgen Geisel, M.A.

Mitteilungen 2012

Labormitteilung zum Dabigatran

 

Dabigatran (Pradaxa®) ist ein direkter kompetitiver Thrombin-Inhibitor. Nach oraler Anwendung wird das Prodrug Dabigatrantexilat rasch resorbiert und mittels Esterase-katalysierter Hydrolyse im Plasma in Dabigatran umgewandelt. Eine Spiegelbestimmung ist i.d.R. nicht erforderlich. Eine Messung wird jedoch empfohlen bei:

-         Patienten >80 Jahre zur Beurteilung einer Dosisreduktion

-         Körpergewicht <50 kg zur Beurteilung einer Dosisreduktion

-         Therapie mit P-Glykoproteinhemmeren, die die Dapigatran Plasmaspiegel erhöhen, wie z.B. Calciumantagonisten, Antiarrhythmika, Steroide, Antimykotika, Immun-suppressiva, HIV-Protease-Hemmer

-         Mäßig eingeschänkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance: 30 – 50 ml/min)

-         Comedikation mit Acetylsalicylsäure, Clopidogrel oder nicht-steroidalen Anti-rheumatika

-         Verdacht auf Überdosierung

-         Vorliegen zusätzlicher Risikofaktoren (z.B. angeb. o. erworb. Gerinnungsstörung, Thrombozytopenie o. funkt. Thrombozytendefekte, aktive GI-Ulzera und Blutungen, kürzlich durchgeführte Biopsien, kürzlich aufgetretenes schweres Trauma, intrakran. Blutungen, chirurgische Eingriffe an Gehirn, Rückenmark oder Augen, bakt. Endokarditis)

 

Dabigatran Dosierung

Prophylaxe:      110 mg  2–0-0

Therapie:          150 mg  1–0–1

 

Dabigatran Plasmaspiegel

 

Bergspiegel im Steady State (nach 3 Tagen):

2 h nach Gabe von 150 mg (Therapie)      175 (117 – 275) ng/ml

2 h nach Gabe von 220 mg (Prophylaxe)    70,8 (35,2 - 162) ng/ml

 

Talspiegel im Steady State (nach 3 Tagen):

12h nach einer abendlichen Gabe von 150 mg (Therapie)   91,0 (61,0 - 143) ng/ml

24h nach Gabe von 220 mg (Prophylaxe)                               22,0 (13,0 – 35,7) ng/ml

 

Angegeben sind jeweils die mittlere maximale bzw. minimale Dabigatran-Plasmakonzentration sowie die 25. und 75. Perzentile. (Quelle: Fachinformation Pradaxa® 150 mg, 110 mg).

 


Labormitteilung Anti-Transglutaminase

Am 28.11.2012 erfolgt bei der Analyse Anti-Transglutaminase (IgA) im Serum eine Methodenumstellung. Hierdurch ändert sich der Referenzbereich wie folgt:

 

Neue Methode (Fa. ThermoFisher Scientific)

Anti-Transglutaminase (IgA)

 

Negativ:           7 U/ml

Grenzwertig:     7-10 U/ml

Positiv:             >10 U/ml

 

Alte Methode (Fa. Euroimmun)

Anti-Transglutaminase (IgA)

 

Negativ:           <20 U/ml

Positiv:             ≥20 U/ml

 

Auf dem Befund erscheint der Hinweis „Achtung: neuer Referenzbereich“.

 


Labormitteilung Tacrolimus

Ab dem 24.09.2012 werden alle als Not- oder Eilfall angeforderten immunchemischen Tacrolimus-Spiegelbestimmungen mit einer neuen Methode (Tacrolimus (Architect)) durchgeführt. Bei Vergleichmessungen der Tacrolimus (Architect)-Methode mit der LCMS-Referenzmethode wurde eine gute Übereinstimmung gefunden.

Bei einem Methodenvergleich mit 26 Patientenproben in einem Konzentrationsbereich von 2,7 – 14,50 ng/ml (LCMS) wurde die folgende Regressionsgerade berechnet:

TacrolimusArchitect = TacrolimusLC/MS x 0,987 ng/ml + 0,456 ng/ml; r = 0,953

 


Labormitteilung zum Rivaroxaban

Rivaroxaban (Xarelto®) ist ein direkter (kompetitiver) Faktor Xa-Inhibitor. Unter normalen Bedingungen ist ein Monitoring der Plasmakonzentration nicht erforderlich. Bei besonderen Indikationen (z.B. bei V.a. Überdosierung, Niereninsuffizienz) kann die Rivaroxabankonzentration im Citratplasma mit einem speziellen chromogenen Anti Xa-Test (hier: Fa. Haemochrom, Chromogenix Coamatic® Heparin), der für Rivaroxaban kalibriert wird, bestimmt werden. Der Test kann über die Online-Anforderung Anti Xa (Rivaroxaban) angefordert werden. Bei Verwendung des Routinescheins muss die Anforderung handschriftlich in das Feld Klinische Diagnose/handschriftliche Anforderungen eingetragen werden.

Quick und aPTT werden durch Rivaroxaban verlängert, sind aber nicht für ein Monitoring geeignet.

Für Rivaroxaban sind noch keine eindeutigen Empfehlungen für Abnahmezeitpunkt und Zielkonzentrationen erhältlich. Vorzugsweise sollten die Bergspiegel 2-4 Stunden nach Einnahme und im steady-state (nach ca. 5 Halbwertszeiten) bzw. die Talspiegel unmittelbar vor der nächsten Gabe abgenommen werden. Die 10 mg Dosis entspricht einer prophylaktischen Dosierung, die 20 mg Dosis einer therapeutischen Dosierung.

 

Bergspiegel:
2-4 h nach Gabe 10 mg2-4 h nach Gabe 20 mg
101 (7 – 273) ng/ml215 (22 - 535) ng/ml
Talspiegel:
vor der nächsten Gabe 10 mg         
vor der nächsten Gabe 20 mg
14 (4 - 51) ng/ml32 (6 – 239) ng/ml

 

Angegeben ist jeweils der geometrische Mittelwert der Konzentrationen sowie das 90% Prädiktionsintervall (Quelle: Fachinformation Xarelto® 10 mg und 20 mg).

 


Labormitteilung zur von Willebrand-Faktor-Aktivität

Am 05.07.2012 wurde der Test Ristocetin-Kofaktor (RCof)-Aktivität im Citratplasma eingestellt. Anstelle der RCof-Aktivität wird jetzt die sog. von Willebrand-Faktor (VWF)-Aktivität (Fa. Siemens INNOVANCE® VWF Ac) im Citratplasma bestimmt.

Der neue Test verwendet mit Antikörpern gegen Glykoprotein Ib (GPIb) beschichtete Polystyrol-Partikel. Rekombinantes GPIb mit zwei „gain-of-function“-Mutationen wird zugegeben und bindet sowohl an den Antikörper als auch an von VWF aus der Probe. Aufgrund der gain-of-function-Mutationen erfordert diese VWF-Bindung an GPIb kein Ristocetin. Die Bindung von VWF induziert eine Agglutination der Partikel, die als Extinktionserhöhung turbidimetrisch gemessen wird.

Der neue Test zeichnet sich im Vergleich mit dem vorher durchgeführten Test (RCof-Aktivität) durch eine verbesserte Reagenzstabilität und Vergleichbarkeit der Reagenzchargen aus.

Anforderungen des VWF/RCof über den Routineschein werden seit dem Umstellungsdatum automatisch in Anforderungen der VWF-Aktivität abgeändert.

Es wurde ein Methodenvergleich mit 15 Patientenproben mit Ristocetin-Kofaktor-Aktivitäten im Bereich von 21 bis 95% durchgeführt. Hierbei wurde eine gute Übereinstimmung der Resultate gefunden: Regressionsgerade nach Passing/Bablok: VWF(%) = 0,96 x RCoF(%) +3,8%, r = 0,984

Bei den von den Reagenzherstellern angegebenen Referenzbereichen sind die folgenden Änderungen zu beachten:

RCoF-Aktivität: 58 - >150%              (Blutgruppe 0: 49-142%)

VWF-Aktivität: 47,8 – 173,2%           (Blutgruppe 0: 46,3 – 145,6%)


Mitteilung zum Makroprolaktin

Prolaktin existiert im menschlichen Serum in verschiedenen molekularen Formen. Das 23 kDa Monomer ist die vorherrschende Form. Daneben kommt Makroprolaktin in einer dimeren („big-Prolaktin“) und tetrameren („big-big-Prolaktin“) Form vor. Die makromolekularen Formen sind durch einen Komplex zwischen Prolaktin und IgG-Antikörpern, die die biologische Aktivität reduzieren, charakterisiert. Makroprolaktin reagiert mit den verschiedenen kommerziellen Tests unterschiedlich stark. Der im Zentrallabor verwendete Prolaktin-Test (Fa. Roche) hat gegenüber den meisten Makroprolaktinformen eine verringerte Reaktivität.

Es hat sich gezeigt, dass viele Hyperprolaktinämien – insbesondere bei Diskrepanz zwischen klinischem Bild und Prolaktinspiegel - auf die Anwesenheit von Makroprolaktin zurückzuführen sind. In diesem Fall sollte mit Hilfe einer Polyethylenglykol (PEG)-Fällung der Makroprolaktin-Anteil bestimmt werden. Durch eine Behandlung der Serumprobe mit PEG wird Makroprolaktin in der Probe gefällt, wohingegen nur ca. 14% (Bereich: 0-40%) des monomeren Prolaktin durch PEG ausgefällt werden. Aus dem Prolaktinwert vor und nach der PEG-Fällung wird eine Ratio berechnet. Wenn die Ratio mit < 0,6 berechnet wird, so liegt Makroprolaktin in der Probe vor. In der Online-Anforderung kann die Makroprolaktin-Ratio vom Einsender direkt über Makroprolaktin angefordert werden. Bei Anforderung über den Routineschein muss Makroprolaktin in das Feld Klinische Diagnose eingetragen werden.


Testumstellung bei LH, FSH, IgE, Folsäure and Vitamin B12 am 02.04.2012

Zum 02.04.2012 werden die Tests LH, FSH, IgE, Folsäure und Vitamin B12, die bisher am Centaur (Fa. Siemens) durchgeführt wurden, auf die Cobas 8000-Geräteplattform (Fa. Roche) verlagert. Bitte beachten Sie, dass es aufgrund dieser Testumstellungen zu Veränderungen der Referenzbereiche kommt. In den Befundberichten wird ab dem 02.04.2012 ein entsprechender Hinweis erscheinen.

Außerdem möchten wir darauf hinweisen, dass bereits am 01.03.2012 der Test Prolactin vom Centaur auf den Cobas 8000 verlegt wurde. Im Vorfeld der Testumstellung wurden Methodenvergleiche durchgeführt, deren Ergebnisse in der Tabelle zusammengefaßt werden.

 

Test

Regressionsgleichung

r

LH

LHCobas = 0,904 x LHCentaur + 0,660 mIU/ml

0,994

FSH

FSHCobas = 0,983 x  FSHCentaur - 0,419 mIU/ml

0,996

Prolactin

ProlactinCobas = 1,387 x ProlactinCentaur – 7,948 µIU/ml

0,998

IgE

IgECobas = 1,108 x IgECentaur + 2,361 IU/ml

0,998

Folsäure

FolsäureCobas = 1,122 x FolsäureCentaur – 0,119 ng/ml

0,989

Vitamin B12

Vitamin B12Cobas = 1,107 x Vitamin B12Centaur + 31,88 pg/ml

0,993

 

Änderung der Referenzbereiche

 

 

LH Centaur (mIU/ml)


LH cobas (mIU/ml)

M 20-70 J.

1,5 – 9,3

Männer

1,7 – 8,6

M > 70 J.

3,1 – 34,6

 

 

F Follikelphase

1,9 – 12,5

F Follikelphase

2,4 – 12,6

F Mittzykl. Peak

8,7 – 76,3

F Ovulationsphase

14,0 – 95,6

F Lutealphase

0,5 – 16,9

F Lutealphase

1,0 – 11,4

F Schwanger

< 1,5

 

 

F Kontrazept. Einnahme

0,7 – 5,6

 

 

F Postmenopause:

 

 

 

Gesamt (unbehand.
u. HST)

5,0 – 52,3

F Postmenopause

7,7 – 58,5

Ohne
Hormontherapie

15,9 – 54,0

 

 

Unter 
Hormontherapie

7,2 – 48,4

 

 

K (6-12 J.)

< 6,0

 

 

 

 

FSH Centaur (mIU/ml)


FSH cobas (mIU/ml)

M 13-70 J.

1,4 – 18,1

Männer

1,5 – 12,4

M > 70 J.

2,0 – 67,2

 

 

F Follikelphase

2,5 – 10,2

F Follikelphase

3,5 – 12,5

F Mittzykl. Peak

3,4 – 33,4

F Ovulationsphase

4,7 – 21,5

F Lutealphase

1,5 – 9,1

F Lutealphase

1,7 – 7,7

F Schwanger

<0,3

 

 

F Postmenopause:

23 – 116

F Postmenopause

25,8 – 134,8

K präpubertär

<4,0

 

 

 

 

IgE Centaur (IU/ml)


IgE cobas (IU/ml)

alle

<158

 

 

 

 

E

< 100

 

 

Neugeborene

< 1,5

 

 

K 1. Lebensjahr

< 15

 

 

K 1-5 J.

< 60

 

 

K 6-9 J.

< 90

 

 

K 10-15 J.

< 200

 

 

Folsäure Centaur (ng/ml)


Folsäure Cobas

(ng/ml)

alle

> 5,38

Europa

4,6 – 18,7

 

 

Vitamin B12 Centaur (pg/ml)


Vitamin B12 Cobas

(pg/ml)

alle

211 - 911

Europa

191 - 663

 

 

Prolactin Centaur (µIU/ml)


Prolactin Cobas

(µIU/ml)

M

45 - 375

M

86 – 324

F:

 

 

 

nicht schwanger

59 - 619

F (nicht schwanger)

102 – 496

schwanger

206 - 4420

 

 

postmenopausal

38 - 430

 

 

Follikelphase

59 – 388

 

 

Lutealphase

93 - 619

 

 

K Nabelschnur

<12720

 

 

K 4. – 12. Woche

<2756

 

 

K männlich:

 

 

 

5. Tag

2162 – 10515

 

 

2 – 12 Monate

112 - 1342

 

 

2 – 3 Jahre

93 – 630

 

 

4 – 11 Jahre

55 - 445

 

 

12 – 13 Jahre

59 – 509

 

 

14 – 18 Jahre

59 – 341

 

 

K weiblich:

 

 

 

5. Tag

2162 – 10515

 

 

2 – 12 Monate

112 - 1342

 

 

2 – 3 Jahre

93 – 630

 

 

4 – 11 Jahre

55 – 445

 

 

12 – 13 Jahre

53 - 358

 

 

14 – 18 Jahre

89 – 615

 

 

Nach Stimulation:

 

 

 

M

445 – 2608

 

 

F gesamt

594 – 4240

 

 

F Follikelphase

594 - 2756

 

 

F Lutealphase

933 - 4240