Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Brachytherapie
Leitung: Univ. Prof. Dr. med. M. Hecht

Brachytherapie bei der Behandlung von Gebärmuttertumoren (Cervix- und Corpuscarcinom)

Bereits seit ca. 60 Jahren sind Brachytherapietechniken ein wichtiger Bestandteil der Tumortherapie bei gynäkologischen Tumoren. Bei Cervix- und Corpus-Carcinomen ist nachgewiesen, dass die Durchführung und die Dosierung der Brachytherapie die Langzeitprognose begünstigen.

 

Nach Operation eines gynäkologischen Tumors wird bei bestimmten Tumorstadien empfohlen, neben der adjuvanten perkutanen Strahlentherapie eine Bestrahlung der Scheide "von innen" durchzuführen. Dazu wird ein runder Applikator in die Scheide der Patientin eingelegt, es erfolgt eine Strahlentherapie nach dem HDR- oder dem LDR- Brachytherapieverfahren. Diese Behandlung ist meist gut verträglich, es kommt gelegentlich zu Reizungen der Scheidenschleimhaut, selten zu einer Blasen- oder Mastdarmentzündung.

 

Bei primären (nicht operierten) Cervixcarcinomen ist in der Mehrzahl der Situationen die Kombination einer perkutanen mit einer Brachytherapie unbedingt geboten. Hierzu werden in Kurznarkose Applikatoren in den Cervicalkanal und die Scheide eingelegt, es erfolgt die 192-Ir-HDR-Brachytherapie. Beim Corpuscarcinom (Endometriumcarcinom der Gebärmutter) wird die Brachytherapie durch Auffüllen des Uteruslumens mit kleinen zylindrischen Applikatoren und deren anschließende Beladung mit 192 Iridium durchgeführt (sog. Heyman-Packing).

Brachytherapie bei Tumoren im Kopf-Hals-Bereich, der Luftröhre, Bronchien und der Speiseröhre

Intracavitäre oder interstitielle Brachytherapietechniken sind bei der Behandlung von Tumoren der Kopf-Hals-Region, ins-besondere als Boost (engräumige Dosisaufsättigung) vor oder nach einer perkutanen Radiotherapie/Radiochemotherapie gebräuchlich. Die Zielvorstellung ist, durch eine lokale Dosiseskalation einerseits die Wahrscheinlichkeit der Tumorheilung zu erhöhen, andererseits gesundes Gewebe in der Umgebung des Tumors zusätzlich zu schonen.

 

Intracavitäre Techniken kommen bei Tumoren präformierter Höhlen (Vordere Nase, Nasenhaupt- und Nebenhöhlen, Orbita) zum Einsatz. Nach Abdrucknahme erfolgt die Anfertigung individueller Applikatoren aus Silikon, in die bereits geeignete Schläuche zur Brachytherapie eingearbeitet sind. Diese werden zur Planung und Bestrahlung dem Patienten eingesetzt. Es erfolgt die Brachytherapie nach dem 192-Ir-HDR Afterloading-Verfahren.

 

Ähnliche Techniken werden bei der Strahlentherapie im Hohlraum der Luftröhre (Trachea), der Bronchien und der Speiseröhre (Oesophagus) eingesetzt. Hier werden standardisierte zentrierte Schläuche oder Bougies verwandt.

 

Intraoperative Techniken werden nach einer Tumoroperation dann eingesetzt, wenn entweder zu erkennen ist, dass die Resektion nicht im Gesunden erfolgte oder sich eine Dosisaufsättigung im Bereich des Operationsdefektes als sinnvoll erweist. Hierzu werden entweder Silikonflaps in die Wunde eingelegt, die mit Brachytherapie-Nadeln versehen sind oder Brachytherapie-Schläuche direkt auf dem Wundgrund verankert. Durch diese erfolgt die einmalige oder fraktionierte Strahlentherapie, die Applikatoren werden danach entfernt. Die perkutane Strahlentherapie schließt sich in der Regel an.

Dr. med. Patrick Melchior
Oberarzt
Tel: 06841/16-24820