Saarland University Faculty of Medicine
Zukunft
Prof. Dr. Peter Lipp

Ausblick

 

Die Sonographie gilt als eines der älteren bildgebenden Verfahren in der Medizin, ist jedoch auf keinen Fall in die Jahre gekommen.

 

Ganz im Gegenteil: Viele Mediziner, wie der stellvertretende Dekan der amerikanischen Universität Indianapolis Professor Paul Wallach*1), der Schweizer Arzt Professor Josef Osterwalder (Notfallmediziner am Kantonsspital St. Gallen) und Dr. Andreas Schuler (Chefarzt der Helfenstein-Klinik in Geislingen) *2) sehen in den Geräten die Nachfolger des Stethoskopes.

Die Befürworter dieser zunehmenden Vorhaltung der Geräte sehen hierfür verschiedene Punkte an. Für Professor Wallach spricht hierfür ganz deutlich die erhöhte Spezifität und Sensitivität gegenüber anderen Verfahren, wie zum Beispiel der Auskultation. Im Beispiel wurde eine Lungenentzündung auskultatorisch nur mit einer Spezifität von 36-96% und einer Sensitivität von 19-76% festgestellt. Im Vergleich stellten die Ärzte mit Hilfe eines Ultraschallgerätes die Lungenentzündung deutlich häufiger fest (Sensitivität 82%, Spezifität 94%) *1). Zu einem weiteren Punkt, welcher sich aus der kurzen Dauer, der Flexibilität und Mobilität dieses Verfahrens ergibt, zeigt die Primus Studie,*3) in der 1400 Patienten verglichen wurden, die entweder innerhalb der ersten 24h (zumeist noch in der Notaufnahme) oder erst danach mittels Ultraschall untersucht wurden, klare Vorteile auf. Dazu äußert sich Dr. Schuler wie folgt:

 

 

„Die Studie hat gezeigt: Je früher wir denn Ultraschall einsetzen, als erstes diagnostisches bildgebendes Verfahren, desto eher können wir auch die Patienten behandeln. Also es verkürzt die Verweildauer im Krankenhaus, die Patienten werden auch schneller zur richtigen Abteilung verlegt oder überhaupt in die richtige Abteilung geschickt; der Zeitpunkt auch zum Beispiel vor Operationen wird deutlich verkürzt durch diese frühe Diagnosestellung, die aber dann auch Sicherheit gibt.“ *2)

 

 

Möglich wird dieses Voranschreiten durch den stetigen Fortschritt im technischen Bereich. Die Endgeräte werden zum einen immer billiger, vor allem aber auch immer kleiner und somit mobiler. Dadurch, dass die Geräte mittlerweile im Handyformat erhältlich sind, ergeben sich ganz neue Anwendungsgebiete, wie zum Beispiel im Bereich der Notfallmedizin, im Krankenhaus oder bei Hausärzten. Noch vor einigen Jahren lagen die Preise für Sonographiegeräte im sechsstelligen Bereich, aktuell erhält man mobile Endgeräte für weniger als 8000€ *4). So können die mittlerweile erschwinglichen Geräte sehr schnell am Ort des Geschehens (Point of Care) eingesetzt werden. Durch diesen hohen Nutzen und die gleichzeitig geringe Invasivität, welche praktisch ohne Patientenschädigung einhergeht, kann es sehr gut sein, dass in Zukunft flächendeckend in allen Notaufnahmen, Rettungsdienstbereichen und Hausarztpraxen Sonographiegeräte vorrätig sein werden. In vielen international gültigen Leitlinien, wie beispielsweise den ERC-Guidelines zur Advanced Life Support von 2015, fanden die Geräte schon Einzug. *5)

 


 

*1) www.doccheck.com/de/detail/articles/23858-stethoskop-ab-in-die-rente

*2) www.deutschlandfunk.de/ultraschall-das-stethoskop-der-zukunft.709.de.html

*3) www.degum.de/aktivitaeten/wissenschaft/studien/primus.html

*4) https://webshop.gehealthcare.de/de-de/products/point-of-care/ge-vscan-extend

*5) Notfall Rettungsmed 2015 · 18:770–832 DOI 10.1007/s10049-015-0085-x Online publiziert: 12. November 2015
© European Resuscitation Council (ERC), German Resuscitation Council (GRC), Austrian Resuscitation Council (ARC) 2015 cprguidelines.eu/sites/573c777f5e61585a053d7ba5/content_entry573c77e35e61585a053d7baf/5804c71d4c848612d4aa9371/files/Kapitel3_ErweiterteReanimationsma_-nahmen_fu_r_Erwachsene_ALS_DE_.pdf?

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