Saarland University Faculty of Medicine
Nebenwirkungen
Prof. Dr. Peter Lipp

Nebenwirkungen von Antibiotika

Ein Antibiotikum tötet neben den schädlichen Bakterien einer Infektion auch die für uns nützlichen Bakterien auf der Haut und unseren Schleimhäuten ab. Zwar sind Antibiotika im Allgemeinen meist gut verträglich, allerdings kann es durch die Schädigung unserer körpereigenen Bakterien trotzdem häufig zu folgenden Nebenwirkungen kommen (Kassenärztliche Bundesvereinigung, 2019; www.kbv.de/html/3355.php; zuletzt aufgerufen am 30.10.19, 17:05):

  • Magen-Darm-Beschwerden, wie Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit durch geschädigte Darmflora
  • Allergische Reaktionen der Haut, wie etwa Rötungen und Juckreiz
  • Scheidenpilzinfektionen bei Mädchen und Frauen, da Scheidenflora aufbauende Milchsäurebakterien abgetötet werden, wodurch sich eine Pilzinfektion leichter ausbreiten kann
  • Erhöhte Infektionsanfälligkeit nach der Behandlung durch Schwächung des Immunsystems. Die Darmflora stellt einen Großteil des Immunsystems dar und wird durch das Antibiotikum geschwächt (Mikrobiom Info; verfügbar unter mikrobiominfo.de/gesund/antibiotika-fluch-oder-segen; zuletzt aufgerufen am 30.10.19, 17:37)

 

Fluorchinolonantibiotika

Aufgrund ihrer starken Nebenwirkungen wurde der Einsatz der zur Gruppe der Chinolone (eine chemisch verwandte Stoffgruppe von Antibiotika) gehörenden Fluorchinolonantibiotika in Deutschland seit April 2019 stark eingeschränkt (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte; verfügbar unter www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RV_STP/a-f/fluorchinolone-bewegungsapparat.html; zuletzt aufgerufen am 30.10.19, 17:15).

 

Da sie sich potenziell toxisch auf unser Nervensystem auswirken, kann es zu folgenden negativen Begleiterscheinungen kommen (Deutsches Ärzteblatt, verfügbar unter www.aerzteblatt.de/nachrichten/103356/Hochrechnung-Fluorchinolone-verursachen-mehr-Nebenwirkungen-und-mehr-Todesfaelle, 30.10.19, 17:30):

  • Verwirrtheit und Unruhe, aufgrund eines neurotoxischen Potenzials (1.161/100.000)
  • Sehnenrisse (33/100.000)
  • Gefäßschädigungen der Hauptschlagader (8/100.000)

 

Auswirkungen auf die Antibabypille

Eine mögliche, aber noch nicht komplett belegte Nebenwirkung ist die Beeinflussung der Antibabypille durch Antibiotika. Hier liegen bis jetzt allerdings nur Einzelfallberichte vor, bei denen der Zusammenhang mit der Einnahme eines Antibiotikums noch nicht gesichert ist. Weitere Informationen können der Packungsbeilage des jeweiligen Antibiotikums bzw. der Packungsbeilage der Pille entnommen werden (Deutsche Apotheker Zeitung, verfügbar unter www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/08/29/pille-und-antibiotika-wie-relevant-ist-die-interaktion, zuletzt aufgerufen am 30.10.19, 19:22).

 

Antibiotika in der Schwangerschaft

Da Antibiotika auch zu Nebenwirkungen in der Schwangerschaft führen kann, wird Schwangeren geraten, auf deren Einnahme im ersten Trimester auf jeden Fall zu verzichten. Ansonsten kann sich das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen, was eine kanadische Studie ergab (verfügbar unter www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5415390/; zuletzt aufgerufen 03.11.19, 21:02).

 

Eine weitere Studie zeigt außerdem, dass sich noch im dritten Trimester der Schwangerschaft durch die Einnahme von Antibiotika das Risiko für Atemwegserkrankungen bei dem Kind erhöhen kann (verfügbar unter

erj.ersjournals.com/content/early/2015/12/02/13993003.00315-2015; zuletzt aufgerufen am 03.11.19, 21:09).

(vgl. www.zentrum-der-gesundheit.de/antibiotika-und-ihre-nebenwirkungen-810710.html; zuletzt aufgerufen am 03.11.19, 21:10).

 

Quellen:

  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2019.
  • Deutsches Ärzteblatt, 2019.
  • Deutsche Apotheker Zeitung, 2019.
  • Elke Bartholomäus M.A „Hochrechnung: Fluorchinolone verursachen mehr Nebenwirkungen und mehr Todesfälle“, 2019.
  • Kassenärztliche Bundesvereinigung, 2019.