Saarland University Faculty of Medicine
Entwicklung
Prof. Dr. Peter Lipp

Die Entwicklung des Antibiotikums

Die Entdeckung des Antibiotikums Penicillin im Jahre 1928 durch Alexander Fleming gehört wohl zu einem der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Medizin, da man nun infizierte Wunden, Entzündungen und zahlreiche weitere bakteriell verursachte Erkrankungen effektiv behandeln konnte. Dem Penicillin gingen allerdings einige andere wichtige Entdeckungen voraus.

 

Bereits 1896 bereitete Ernest Duchesne eine Lösung aus Schimmelpilzkulturen zu und injizierte sie mehreren erkrankten Meerschweinchen. Nach der verabreichten Injektion waren alle Tiere in der Lage zu genesen. Somit gilt Duchesne als erster Entdecker der antimikrobiellen Wirksamkeit von Schimmelpilzen und machte bereits 30 Jahre vor Alexander Fleming die Beobachtung, dass bestimmte Schimmelpilze über antibiotische (Bakterien abtötende) Eigenschaften verfügen.

 

Basierend auf der Entdeckung des Erregers der Syphilis, entwickelte Paul Ehrlich 1910 die Substanz Arsphenamin, die spezifisch den Erreger Treponema pallidum ohne Nebenwirkungen bekämpfen konnte. Ehrlich entwickelte somit das erste Antibiotikum, welches dann unter dem Namen „Salvarsan“ auf den Markt kam. Dieses Medikament beruhte allerdings nicht auf Schimmelpilzen, sondern auf künstlich hergestellten Farbstoffen. Damit konnten nun bisher unheilbare Infektionskrankheiten ohne größere Risiken behandelt werden. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde er in Deutschland jedoch lange nicht für seine Arbeit gewürdigt.

 

Die Entdeckung des Penicillins erfolgte jedoch eher zufällig. 1928 legte der Bakteriologe Alexander Fleming eine Nährbodenplatte an, auf die er Staphylokokken gab. Diese vergaß er allerdings über die Sommerferien. Nach seiner Rückkehr bemerkte er, dass auf dem Nährboden ein Schimmelpilz gewachsen war, in dessen Nähe sich die Staphylokokken nicht mehr vermehren konnten. Somit fand Fleming heraus, dass der Schimmelpilz in der Lage war, Bakterien abzutöten. Er gab diesem Schimmelpilz den Namen Penicillin. Jedoch kam Fleming nicht auf die Idee, den Wirkstoff als Medikament zu verwenden. Das Penicillin geriet zudem in Vergessenheit, da es sehr schwer war, den Stoff aus den Schimmelpilzen zu isolieren.

 

Erst 10 Jahre später (1938) stießen die Forscher Howard W. Florey und Ernst B. Chain auf der systematischen Suche nach bakterienabtötenden Stoffen auf die Forschungsergebnisse Flemings. Nach zahlreichen Versuchen an Tieren wurde 1941 der erste Mensch mit Penicillin behandelt. Dieser litt unter hohem Fieber, das sich dann aber nach kurzer Zeit legte. Man stoppte nun die Einnahme des Penicillins, woraufhin der Patient wenige Tage später verstarb. Daraus folgerten die Wissenschaftler, dass eine langzeitige Einnahme von Penicillin nötig ist, auch wenn die Symptome bereits verschwunden sind. Im Jahre 1942 begann dann die industrielle Herstellung des Penicillins, die eine große Rolle für die Soldaten im zweiten Weltkrieg spielte. Ab 1944 konnte dann auch die allgemeine Bevölkerung mit Penicillin behandelt werden. 1945 erhielten Fleming, Chain und Florey für ihre Entdeckung den Nobelpreis.

 

In den 1970/80 er Jahren wurde dann verstärkt auf dem Gebiet der Antibiotika geforscht. Heutzutage zählen die Antibiotika zu den weltweit am häufigsten verschriebenen Medikamenten und bilden den größten Einzelbereich nach der gesamten Erfassung unseres Arzneimittelverbrauchs. Es gibt zwar bereits eine relativ hohe Bandbreite an Antibiotika gegen bakterielle Krankheiten, jedoch nur wenige Substanzen gegen Viruserkrankungen.

 

Quellen: