Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
  • Herzschrittmacher
Leitung: Prof. Dr. Michael Böhm

Information zu Herzschrittmachern

Was ist ein Herzschrittmacher?

Herzschrittmacher sind “aktive Implantate“, welche die elektrischen Erre­gun­gen des Herzens überwachen und eine zu langsame Herzschlagfolge mit Impulsen aus­reichender Frequenz korrigieren. Neueste Entwicklung solcher Implantate sind Geräte, die nicht allein zur Rhythmusbehandlung eingesetzt werden, sondern die Pump­leistung schwer kranker Herzen verbessern helfen.

 

Bei welchen Krankheiten kommt ein Herzschrittmacher zum Einsatz?

Ein Herzschrittmacher wird dann eingesetzt, wenn das Herz zu langsam schlägt. Schuld daran ist eine Störung im herzeigenen Erregungsbildungs- und Leitungs­system, das elektrische Impulse vom natürlichen Taktgeber im rechten Vorhof bis zur Arbeitsmuskulatur der Herzkammern gelangen lässt. Abhängig von der Lokali­sation der Störung spricht man von einem “kranken Sinusknoten“ (kranken Takt­geber) oder einem “Herzblock“, der die Leitungswege teilweise oder voll­stän­dig unterbrechen kann.

 

In den letzten zehn Jahren hat man gelernt, dass eine verzögerte Ausbreitung der elektrischen Erregung innerhalb der linken Herzkammer deren einzelne Wand­abschnitte ungleichmäßig ("asynchron") arbeiten lässt und damit die Pumpkraft des Herzens mindert. Dies kann teilweise korrigiert werden, indem man die linke Kammer von zwei einander gegenüberliegenden Stellen elektrisch aktiviert, auf diese Weise "resynchronisiert" und die Herzschwäche damit bessert. Für diese Behandlung gibt es Spezial-Schrittmacher, die Methode heißt CRT (Cardiale Re­synchroni­sations-Therapie).

 

Welchen Vorteil haben betroffene Patienten von dem Gerät?
Was wären die Alternativen zum Einsatz eines Schrittmachers?

Im schlimmsten Fall (etwa des akuten Herzblocks beim Infarkt) ist ein künstlicher Schritt­macher überlebenswichtig. Bei “nicht schrittmacherabhängigen“ Patienten verhin­dert er Schwindel- oder Bewusstlosigkeitsanfälle und stellt die natürliche Fre­quenz­antwort des Herzens auf Ruhe- und Belastungsbedingungen wieder her. Eine medikamentöse Alternative gibt es nicht.

Die Resynchronisationsbehandlung hat in großen Studien gezeigt, dass sie bei Patienten mit Herzschwäche und Erregungsausbreitungsstörungen in den Herz­kammern die Symptome bessert, die Notwendigkeit wiederholter Krankenhaus­behandlung mindert und die Lebens­dauer verlängert.

 

Welche Risiken birgt die Operation?
In welchem Verhältnis stehen eventuelle Risiken zum Nutzen?

Zum Einpflanzen (Implantation) eines Schrittmachers wird die Haut dicht unter dem Schlüsselbein örtlich betäubt, ein etwa 5 cm langer Schnitt angelegt, eine große Vene (Blutader) aufgesucht, darüber mindestens eine Sonde zum Herzen vorge­führt und verankert, sowie letztlich das Schrittmacheraggregat mit den Sonden ver­bunden und in einer Tasche unter der Haut untergebracht. Der Eingriff dauert je nach Art des Schrittmachers 45 Minuten bis drei Stunden und ist nach bundesweiten Statistiken mit etwa 1,2% schwerwiegender Komplikationen wäh­rend der Opera­tion (Blutung, Verletzung von Lunge oder Herzwand) belastet. Todesfälle im Zu­sam­­menhang mit der Implantation sind extrem selten (weniger als 0,1%). Auch post­operativ können noch Probleme auftreten, welche einen neuerlichen Eingriff er­fordern: mangelnde Funktion oder gar Lösung einer Schrittmachersonde aus dem Herzen (6-9%), Infektion des Systems (früh nach dem Eingriff 0,1%, nach Entlassung aus dem Krankenhaus 0,6%). Im letztge­nannten Fall müssen Schritt­macher und Sonden meist vollständig wieder entfernt werden. Angesichts dieser Risiken sollte ein Schrittmacher nur implantiert werden, wenn er wirklich nötig ist. Richtschnur dafür sind die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.

 

Welche Lebensdauer hat ein Schrittmacher?
Muss das Gerät innerhalb einer bestimmten Frist erneuert werden?

Von der bundesdeutschen Qualitätssicherung wird derzeit eine Mindest-Laufzeit von 6 Jahren für Herzschrittmacher gefordert. Dieses Ziel erreichen 90% der weniger energiehungrigen Einkammer- und knapp 75% der komplexen Zweikammer-Schrittmacher. Die Laufzeit variiert mit der technischen Ausrüstung. Geht die Ladung der Batterie zur Neige, so setzt der Schrittmacher nicht schlagartig aus, sondern zeigt dem betreuenden Arzt in mehrstufigen Warnhinweisen das nahende Ende der regu­lären Funktion an. Wenn die letzte Warnstufe erreicht ist, wechselt das Aggregat in einen “Sparmodus“, der eine Rest-Funktionsdauer von 3 bis 6 Monaten vorhält.

 

Wie und wie oft wird ein Herzschrittmacher gewartet?

Herzschrittmacher werden derzeit alle 6 bis 12 Monate kontrolliert. Kürzere Inter­valle sind in der Frühphase nach Implantation nötig oder wenn die Wirksamkeit von Korrektur­maß­nahmen überprüft werden soll. Da Schrittmacherträger - jenseits ihrer Rhyth­musstörung - oft herzkrank sind, richtet sich das Kontroll­intervall nicht zuletzt nach dem Verlauf des Herzleidens. Der Kontakt zum Schrittmacher und seine "Programmierung" geschieht mittels Funkwellen durch die Haut. Da jeder Schrittmacherhersteller ein eigenes Programmiergerät für seine Aggregate vorsieht, setzt der Betrieb einer Schrittmacherambulanz einen ganzen Gerätepark voraus. Die technische Entwicklung lässt Schrittmacher ihre Kernfunktionen zunehmend automatisch kontrollieren und über "Tele-Monitoring" auch von ferne abfragen.

 

Welchen Einschränkungen unterliegt der Träger eines Schrittmachers?
Was muss er bei der Gestaltung seines Alltagslebens beachten?
Welche Tätigkeiten sind nicht möglich?

Ein Schrittmacher ist keine Krankheit, sondern ein medizinisches Hilfsmittel wie eine künstliche Hüfte oder eine neue Augenlinse nach Staroperation. Auch wenn die Wahl des Schrittmachersystems, seine störungsfreie Funktion und die Anpassung an die individuellen Bedürfnisse des Patienten bedeutsam sind, wird die Belastbarkeit eines Schrittmacherträgers vor allem von seiner körperlichen Konstitution und begleitenden (insbesondere Herz-) Krankheiten bestimmt. In aller Regel werden deshalb mit der Implantation eines Herzschrittmachers Leistungsspielraum und Lebensqualität wiederhergestellt, wie sie vor Auftreten der Störung bestanden, welche Anlass zur Schrittmachertherapie war.

 

Was gilt für den Umgang mit elektrischen und elektronischen Geräten?
Darf der Träger eines Schrittmachers mit Handy oder schnurlosem Telefon telefonieren?

Um den herzeigenen Rhythmus möglichst wenig zu stören und nur bei Bedarf ak­tiv zu werden, muss ein Herzschrittmacher die elektrischen Signale des Herzens wahrnehmen können. Weil diese klein sind, ist die Wahrnehmungselektronik des Schrittmachers hochempfindlich und macht sie grundsätzlich auch für Umge­bungs­einflüsse empfänglich. Anders als immer wie­der auftauchende Warn­hinweise suggerieren, ist ein Schrittmacher unter Alltags­bedin­gungen jedoch gut gegen solche Einflüsse geschützt. Die gefährlichste Umgebung für einen Schritt­macher ist der medizinische Bereich mit seinen Großgeräten (beson­ders die Kernspin-Tomographie), so­dass sich vor jeder Nutzung medizinischer Apparate empfiehlt, den Schritt­macher­ausweis vorzulegen und nach der Verträglichkeit zwi­schen geplanter Maßnahme und Herzschrittmacher zu fragen. Waffensuchgeräte am Flughafen stören die Funktion des Schrittmachers nicht. Diebstahlschleusen von Kaufhäusern können aktive Implantate wohl beeinflussen, doch hält sich kaum jemand länger als Sekunden in ihrem Bereich auf. Auch wenn nicht gerade gesprochen wird, sollten Mobil­telefone im einge­schalteten Zustand mindestens 10 cm vom Schrittmacher gehalten werden, schnurlose Tele­fone stören einen Schrittmacher überhaupt nicht. Im Einzelfall hilft die Nachfrage beim betreuenden Arzt.