Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Was ist eine Gaumenplatte?
Leitung: Univ.-Prof. Dr. med. dent. Jörg Lisson, M.Sc.

Was ist eine Gaumenplatte?

Als Gaumenplatte - fälschlich oft als "Trinkplatte" bezeichnet - versteht man eine individuell aus klarem Kunststoff angefertigte Apparatur, die eine funktionelle Trennung von Mund- und Nasenhöhle beim Neugeborenen bewirken kann.

Eine Gaumenplatte ersetzt das, was Ihr Kind zunächst nicht hat: den (harten) Gaumen, also die eigentlich natürlich vorhandene Trennung von Mund- und Nasenhöhle.

 

MERKE: eine Gaumenplatte ist KEINE "Trinkplatte". Diese alte Bezeichnung ist irreführend und falsch, denn Ihr Kind würde früher oder später auch so lernen, Nahrung zu sich zu nehmen. Dies beweisen uns sehr viele Menschen, die abseits guter medizinischer Versorgung unter einer Spalte leiden und auch ernährt werden können!


Die Gaumenplatte tut zweierlei: sie Normalisiert die Zungenfunktion dadurch, dass sie Mund und Nase voneinander trennt und den Patienten so zwingt, die Zunge im Mund zu halten - statt in der Nase oder der Spalte, wo eine Zunge definitiv nicht hingehört. Dadurch, dass sie die Zunge aus dem Spaltbereich heraushält, kann dieser - sofern die Platte gut angepasst und ausgeschliffen wird - sich noch verkleinern und bietet so dem Kieferchirurgen später ein besseres Arbeitsfeld.


So ganz nebenbei kann die Gaumenplatte auch das Trinken erleichtern. Ganz wichtig: je früher sie eingesetzt wird, desto bequemer wird sie akzeptiert. Das Handling ist für die Eltern einfach: mit der Zahnbürste und etwas Zahnpasta nach jeder Mahlzeit gründlich putzen, niemals abkochen, das wars.

 

Die Gaumenplatte kann und muss individuell angefertigt werden, was meistens ohne Probleme am Tag nach der Geburt bereits geschehen kann. Im Rahmen dieses Vorgangs erfolgt auch die erste gründliche Besprechung mit den Eltern über das weitere, individuelle Vorgehen.


Das sieht schockierend aus, ist es aber nicht: die Abformung für eine Gaumenplatte. Es tut dem Kind garantiert nicht weh, stört es aber allein schon wegen des ungewohnten Geschmacks. Das beste daran: der Patient erinnert sich garantiert an gar nichts, also keine Bange.

Wenn es bei der Abformung laut hergeht, ist das nicht schlimm, denn wer laut schreien kann, bekommt ganz sicher genug Luft zum Atmen.

Natürlich braucht nicht jede Spaltbildung eine Gaumenplattentherapie: isolierte Lippenspalten oder ein gespaltener weicher Gaumen benötigen sie mehrheitlich nicht. Auch hier ist die individuell auf den Patienten abgestimmte Lösung das Mittel der Wahl.