Embolisation der Kniegelenksarterien (GAE)
Die Arthrose des Kniegelenks (Gonarthrose) ist eine degenerative Erkrankung, deren Verlauf nicht umkehrbar ist und die mit deutlicher Einschränkung der physischen Aktivität und Lebensqualität aufgrund chronischer Schmerzen einhergehen kann. Die bis dato klinisch etablierten Behandlungskonzepte beinhalten neben der konservativen medikamentösen Therapie auch Operationen bis hin zum künstlichen Kniegelenk (Kniegelenkprothese), abhängig von Schweregrad der Arthrose und Intensität der Schmerzen. Eine Vielzahl von Patienten sprechen -vor allem im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung- auf konservative Therapien nicht mehr an und können nicht dauerhaft Schmerzmittel einnehmen.
Des Weiteren sind einige Patienten noch zu jung oder andere zu krank, um eine Kniegelenkprothese zu erhalten. Außerdem klagen bis zu 10 % der Patienten über weiterhin bestehende Schmerzen nach einem künstlichen Kniegelenk. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, in einigen Fällen liegt eine geringradige („low-grade“) Entzündungsreaktion zugrunde.
Die interventionelle Schmerztherapie in Form der temporären Embolisation der A. genicularis (Kniegelenksarterie; Geniculararterienembolisation = GAE oder auch transarterielle periartikuläre Embolisation = TAPE) stellt eine neue Form der Therapie bei der Gonarthrose dar. Die initialen Ergebnisse dieser Methode sind seit den ersten veröffentlichten Studien 2015 vielversprechend. Nach einer lokalen Betäubung (Lokalanästhesie) in der Leiste wird ein kleiner Katheter in die Hauptschlagader des Beins (A. femoralis com.) eingebracht und zu den Kniegelenk versorgenden Gefäßen vorgeführt. Die einzelnen kleinen Gefäße, welche das Kniegelenk versorgen werden gezielt (superselektiv) mittels eines Mikrokatheters (Durchmesser 0,51 mm) sondiert. Lässt sich eine Entzündungsreaktion durch eine vermehrte Kontrastmittelaufnahme („Blush“) beweisen, wird ein Medikament gespritzt, was die kleinsten Gefäße zeitweise verschließt (Embolisation).
Nach der Embolisation werden die Katheter wieder entfernt und die Punktionsstelle mittels manueller Kompression verschlossen. Eine Bettruhe von mindestens 6h und ein Druckverband für 24h sind nach dem Eingriff notwendig. Deshalb ist für Sie ein Krankenhausaufenthalt mit einer Übernachtung zu planen.
Körperliche Einschränkungen sind – abgesehen von zwei Tagen ohne Sport – nach dem Eingriff nicht zu erwarten.
Anbei ein Behandlungsbeispiel aus unserer Klinik:
Abbildung: Gefäßdarstellung nach selektiver Sondierung der A. genicularis sup. med. vor und nach Medikamentengabe. Die zuvor abgrenzbaren hypervaskularisierten Anteile am Knie lassen sich nach der Gabe des Medikaments nicht mehr abgrenzen. |
Abbildung: Gefäßdarstellung nach selektiver Sondierung der A. genicularis lat. sup. vor und nach Medikamentengabe. Die zuvor abgrenzbaren hypervaskularisierten Anteile am Knie lassen sich nach der Gabe des Medikaments nicht mehr abgrenzen.
Welche Risiken bestehen?
Prinzipiell kann es zu Blutungen, Infektionen, Gefäßverschlüssen und fehlendem therapeutischen Effekt kommen. Mögliche Konsequenzen hieraus wären eine erneute Intervention oder eine Operation.
Welche Studiendaten stehen aktuell zur Verfügung?
Literatur:
- Transcatheter arterial embolization as a treatment for medial knee pain in patients with mild to moderate osteoarthritis. Okuno Y, Korchi AM, Shinjo T, Kato S. Cardiovasc Intervent Radiol. 2015 Apr;38(2):336-43. doi: 10.1007/s00270-014-0944-8. Epub 2014 Jul 4.
- Clinical Outcomes of Transcatheter Arterial Embolization for Adhesive Capsulitis Resistant to Conservative Treatment. Okuno Y, Iwamoto W, Matsumura N, Oguro S, Yasumoto T, Kaneko T, Ikegami H. J Vasc Interv Radiol. 2017 Feb;28(2):161-167.e1. doi: 10.1016/j.jvir.2016.09.028. Epub 2016 Dec 19
- Midterm Clinical Outcomes and MR Imaging Changes after Transcatheter Arterial Embolization as a Treatment for Mild to Moderate Radiographic Knee Osteoarthritis Resistant to Conservative Treatment. Okuno Y, Korchi AM, Shinjo T, Kato S, Kaneko T. J Vasc Interv Radiol. 2017 Jul;28(7):995-1002. doi: 10.1016/j.jvir.2017.02.033. Epub 2017 Mar 30.
- Successful Selective Embolization for Recurrent Hemarthrosis after Knee Arthroplasty. Barrientos C, Barahona M, Cermenati T, Wulf R, Hinzpeter J. Case Rep Orthop. 2019 Dec 5;2019:8374709. doi: 10.1155/2019/8374709. eCollection 2019.
- Genicular Artery Embolization for the Treatment of Knee Pain Secondary to Osteoarthritis. Bagla S, Piechowiak R, Hartman T, Orlando J, Del Gaizo D, Isaacson A. J Vasc Interv Radiol. 2019 Dec 11. pii: S1051-0443(19)30821-8. doi: 10.1016/j.jvir.2019.09.018. [Epub ahead of print]
- Clinical Outcomes of Transcatheter Arterial Embolisation for Chronic Knee Pain: Mild-to-Moderate Versus Severe Knee Osteoarthritis. Lee SH, Hwang JH, Kim DH, So YH, Park J, Cho SB, Kim JE, Kim YJ, Hur S, Jae HJ. Cardiovasc Intervent Radiol. 2019 Nov;42(11):1530-1536. doi: 10.1007/s00270-019-02289-4. Epub 2019 Jul 23
Die Planung der Embolisation erfolgt stets in enger Kooperation mit der Homburger Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Ein Vorteil des von uns angebotenen Verfahrens liegt darin, dass eventuelle operative Eingriffe an dem behandelten Kniegelenk durch die Kollegen der Orthopädie später immer noch möglich sind. Trotzdem ist eine korrekte und strenge Indikationsstellung überaus wichtig und erfolgt deshalb bei uns immer zusammen mit den orthopädischen Kollegen. Sollten Sie Interesse oder weiteren Informationsbedarf haben, so wenden Sie sich gerne zu einer persönlichen Beratung an:
Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie:
Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. med. Arno Bücker, M.Sc.
Sekretariat
Kirrberger Straße, Geb. 50.1
66421 Homburg/Saar
Telefon 06841 1624600
E-Mail: radiologie-sekretariat @uks.eu
Ansprechpartner
Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie:
Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. med. Arno Bücker, M.Sc.
Sekretariat
Kirrberger Straße, Geb. 50.1
66421 Homburg/Saar
Telefon 06841/16-24601
GONARTHROSE
Artikel im Connexi-Magazin
Link zum Artikel im Magazin (connexiplus 2020.8;5:Seiten 20-23):