Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Arterio-venöse Malformationen (AVM, Angiome) und AV-Fisteln
Leitung: Prof. Dr. Joachim Oertel

Arterio-venöse Malformationen (AVM, Angiome) und durale AV-Fisteln

Arterio-venöse Malformationen (Angiome) stellen ein Gefäßknäuel aus krankhaft veränderten Gefäßen dar, die zu einem Kurzschluss zwischen Arterien und Venen führen, ohne dass ein dazwischengeschaltetes Kapillarbett gebildet wird. Hierdurch kann es zur Minderdurchblutung des umliegenden Hirngewebes kommen, was sich auch in epileptischen Anfällen äußern kann. Die Gefäße des Knäuels (Nidus) neigen aber auch zu Einrissen der Gefäßwand mit der Folge einer Blutung in das Hirngewebe. Die Entdeckung eines Angioms erfordert daher eine Behandlung. In unserem Zentrum wird meist ein interdisziplinäres Behandlungskonzept erstellt, bei dem zunächst ein größtmöglicher interventioneller Verschluss (Embolisation) des Nidus angestrebt wird mit sich anschließender operativer Entfernung des Befundes. Eine unvollständige Ausschaltung eines Angioms führt häufig zum Wiederauftreten des Befundes, was dieses aufwändige Behandlungsverfahren begründet. Eine weitere, zur Verfügung stehende Option ist die Bestrahlung, die allerdings erst mit mehrjähriger Verzögerung einen Effekt auf das Angiom hat. In einer großen Metaanalyse1, in der insgesamt 13.698 Patienten ausgewertet worden sind, zeigte sich ein erfolgreiches Ausschalten der AVM in 96% der Fälle (range 0 %-100%) nach mikrochirurgischer OP, in 38 % der Fälle (range 0 %-75 %) nach stereotaktischer Bestrahlung und in 13 % der Fälle (range 0 %-94 %) nach Embolisation.

 

1Literatur: van Beijnum J, van der Worp HB, Buis DR, Al-Shahi Salman R, Kappelle LJ, Rinkel GJ, van der Sprenkel JW, Vandertop WP, Algra A, Klijn CJ. Treatment of brain arteriovenous malformations: a systematic review and meta-analysis. JAMA. 2011 Nov 9;306(18):2011-9

 

Angiographische Darstellung einer AVM vor Therapie

 

Angiographische Darstellung einer erfolgreich ausgeschalteten AVM

 

 

AV-Fisteln sind direkte Kurzschlüsse zwischen Arterie und Vene ohne jegliche zwischengeschaltete Gefäße. Sie liegen häufig im Bereich der harten Hirnhaut (Dura) vor und sind mit einem erhöhten Risiko einer Hirnblutung verbunden. Die primäre Behandlungsform besteht im interventionellen Verschluss, welcher von den Neuroradiologen durchgeführt wird. Falls dieser nicht oder nur unvollständig gelingt, ist eine operative Beseitigung der Fistel erforderlich und in unserer Klinik auch möglich.

 

Angiographische Darstellung einer AV-Fistel