Saarland University Faculty of Medicine
Insulintherapie
Prof. Dr. Peter Lipp

Insulintherapie

Die Insulintherapie wird dann angeordnet, wenn der Körper des Patienten nicht imstande ist genügend Insulin zu produzieren, und es somit häufig zu erhöhtem Blutzucker kommt. Dann wird dem Patienten ein Insulinpräparat verabreicht. Die Insulintherapie wird bei Typ-2-Diabetikern dann angesetzt, wenn die Ernährungsumstellung nicht ausreicht, und ist bei Typ-1-Diabetes Patienten unumgänglich. Das Therapieziel stellt das Umgehen von Blutglucoseschwankungen dar.

Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Insulintherapien, der konventionellen und der intensivierten Insulintherapie.


Konventionelle Insulintherapie

Bei der Konventionellen Insulintherapie injiziert sich der Patient zwei Drittel des Grundbedarfs vor dem Frühstück. Das Insulin, das hierfür verwendet wird, kennt man auch unter dem Namen Basalinsulin. Es handelt sich dabei um ein langwirksames Mischinsulin, welches den Bedarf des Patienten bis zum Abend abdeckt.  Vor dem Abendessen sollte dann die Einnahme des Bolusinsulins erfolgen, um bis zum nächsten Morgen nicht in den Unterzucker zu geraten.

Da sich die Krankheitsbilder von Patient zu Patient etwas unterscheiden, muss die Insulindosis vor Einnahme unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Dabei wird nicht nur die Menge des Insulins, sondern auch der Zeitpunkt und die Ration der Mahlzeiten vorgeschrieben. Vor Injektion des Insulins ist es notwendig den Blutzuckerspiegel zu messen. Der Tagesbedarf liegt bei circa 40-50 Insulineinheiten, eine Einheit senkt den Blutzucker um 30-40 mg/dL. Dies entspricht der Erhöhung des Blutzuckers durch eine Kohlenhydrateinheit.

Die konventionelle Insulintherapie in Verbindung mit Diabetes Typ 2 wird vor allem bei Senioren und Patienten, bei denen die oralen Antidiabetika unwirksam sind, eingesetzt. Bei Diabetes Typ 1 wird diese Therapieform nur in einigen Fällen angewandt, sollte es zum Beispiel zu einer Dysfunktionalität der intensivierten konventionellen Insulintherapie kommen.

Zu den Vorteilen dieser Therapie zählt vor allem  die geringe Belastung für die Patienten, da sie nur wenigen Umständen ausgesetzt sind. Eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle zweimal täglich reicht vollkommen aus. Dadurch ist diese Form für Menschen mit geregeltem Tagesablauf kaum ein Aufwand.

Nachteilig jedoch ist, dass sich die Lebensführung an die Insulintherapie anpassen muss, sowohl die körperliche Ertüchtigung, als auch die Mahlzeiten sind festgelegt und einzuhalten. Außerdem dient sie als schlechtere Prophylaxe der Folgeerkrankungen bei Typ-1-Diabetes.

Intensivierte Insulintherapie

Die Intensivierte Insulintherapie unterscheidet sich in der Hinsicht von der konventionellen Insulintherapie, dass die Anpassung der Insulindosis an den Blutzuckerspiegel, Menge der Mahlzeit und sportlichen Betätigung flexibel erfolgt. Dies erfordert jedoch eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle. (siehe Abbildung)

Bei der eigenständigen Injektion wird ein- bis zweimal pro Tag langwirksames Basalinsulin in den Körper abgegeben, um den Grundbedarf auszugleichen. Um die durch die Mahlzeiten aufgenommen Kohlenhydrate zu kompensieren, erfolgt zusätzlich die Injektion eines kurzwirksamen Bolusinsulins.

Es besteht jedoch auch die Möglichkeit das Insulin von einer Insulinpumpe zu erhalten. Diese verabreicht durch eine Nadel in das Unterhautfettgewebe in regelmäßigen Abständen kurzwirksame Insuline. Diese Anwendung erfordert zwar eine grundlegende Kenntnis der Anwendung und Pflege, wirkt sich aber sehr hilfreich bei Patienten mit nächtlich auftretenden Hypoglykämien aus.

Auch die intensivierte Insulintherapie spaltet sich in zwei Arten, einmal der Intensivierten Konventionellen Insulintherapie (ICT), welche eine festgelegte Insulineinheit für festgelegte Kohlenhydratmengen vorgibt, und der Funktionellen Insulintherapie (FIT), welche den Patienten durch Schulungen und Praxiserfahrung das Abschätzen der Insulindosis näherbringen. Dabei gibt es keine festgelegte Kohlenhydratmenge, und es besteht die Möglichkeit mithilfe einer Korrekturdosierung eine individuelle prandiale Insulindosis nach Kohlenhydratzufuhr den Blutzuckerspiegel ins Gleichgewicht zu bekommen.

Bei Typ-1-Diabetes Patienten bietet sich die Funktionelle Insulintherapie an, vor allem dann, wenn die Patienten einen sehr unregelmäßigen Tagesrhythmus vorweisen. Bei Typ-2-Diabetikern, welche die bisherige Therapieform nur schwer mit ihrem flexiblen Tagesablauf vereinbaren konnten, kommt die intensivierte Insulintherapie auch zum Einsatz.

Vorteilig hierbei ist die Flexibilität im Alltag, da keine ständige Anpassung der Lebensführung an die Therapie notwendig ist. Außerdem kann es zu Stoffwechselverbesserungen führen, da die natürliche Insulinausschüttung des Körpers gut imitiert wird.

Zu den Beeinträchtigungen gehören die ständige Kontrolle des Blutzuckerspiegels und die mehrmalige Verabreichung des Insulins.

Quellen