Saarland University Medical Center and Saarland University Faculty of Medicine
Biopsie bei Verdacht auf Tumor
Prof. Dr. med. Walter J. Schulz-Schaeffer

Biopsie bei Verdacht auf Tumor

Am Institut für Neuropathologie der Universitätsmedizin des Saarlandes ist die modulare Diagnostik von Hirntumoren entsprechend der aktuellen 5. Auflage der WHO-Klassifikation der Hirntumore etabliert. Dies umfasst die morphologische histopathologische Diagnosestellung, die immunhistochemische Tumorcharakterisierung, die immunhistochemische Molekularpathologie sowie Promotermethylierungsbestimmungen, Heterozygotiebestimmungen, Amplifikations- und Deletionsbestimmungen und Genabschnittssequenzierungen. Am Ende steht eine integrierte Diagnose unter Einbeziehung der verschiedenen Informationen.

 

Es besteht die Möglichkeit der Schnellschnittdiagnostik innerhalb von 20 - 30 Minuten nach Probeneingang. Hierzu wird Biopsiegewebe nativ in einem dicht verschlossenen, mit Patientenaufkleber versehenen Abgabegefäß ohne Zufügen einer Flüssigkeit (bei sehr kleinen Gewebeproben und der Gefahr des Austrocknens: Probe nicht auf einer saugfähigen Unterlage ins Abgabegefäß geben; in das Gefäß zusätzlich eine nebelfeuchte Kompresse - angefeuchtet und fest ausgedrückt - legen) abgegeben. Die Schnellschnitteinsendung wird vorab unter der Telefonnummer 23878 angekündigt.

 

Die Schnellschnittdiagnostik umfasst Ausstrichpräparate und Gefrierschnittstufen von schockgefrorenem Gewebe, die im Schnellverfahren mit Hämatoxilin/Eosin gefärbt werden. Die Schnellschnittdiagnostik ermöglicht aufgrund des Zeitdrucks nur eine eingeschränkte Aussage, die daher als Verdachtsdiagnose formuliert wird. Trotzdem erreicht ein erfahrener Neuropathologe in der Schnelldiagnostik eine Übereinstimmung mit der späteren definitiven Diagnose von deutlich über 90%.

 

Für die endgültige Biopsiebefundung werden repräsentative Proben des Operationssitus in einem dicht verschlossenen mit Patientenaufkleber versehenen Abgabegefäß im Fixationsmedium 4% gepuffertes Formalin eingesandt. Die Formalinmenge soll mindestens die fünffache Menge des Biopsievolumens betragen.

 

Mit der Gewebeprobe (sowohl bei Schnellschnitt als auch Formalingewebe) wird ein Antrag auf histologische Begutachtung mit Patientenaufkleber versandt, der mindestens den Entnahmeort, das Entnahmedatum, eine Aussage zur Steroidvormedikation, Angaben zu bekannten Infektionsgefahren, die Fragestellung, den Absender und eine Rückrufnummer enthalten muss.

 

Bei Verdacht auf Vorliegen eines Lymphoms kann eine präoperative Steroidgabe den Befund maskieren. Eine Biopsie nach Steroidtherapie einige Tage zuvor ist bei einem B-Zell-Lymphom häufig nicht mehr zielführend.