Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Bauchspeicheldrüsenentzündung
Leitung: Prof. Dr. Matthias Glanemann

Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)

Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sind selten und werden in zwei Verlaufsformen unterschieden:

 

  1. akute Verlaufsform
  2. chronische Verlaufsform

 

Akute Pankreatitis:

Eine akute Pankreatitis tritt plötzlich auf und kann sich zu einer ernsten, lebensbedrohlichen Krankheit entwickeln. Die meisten Patienten erholen sich allerdings zügig von einer akuten Pankreatitis. Ein zweiter Erkrankungsschub ist jedoch möglich. Alkoholmissbrauch und abgegangene Gallensteine stellen die zwei häufigsten Ursachen für eine akute Pankreatitis dar. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Ursachen wie eine Abnormalität der Bauchspeicheldrüse, Medikamentennebenwirkungen oder eine Quetschung (Kontusion) der Bauchspeicheldrüse. Auch nach einer Operation im Bauchraum oder einer endoskopischen Untersuchung der Gallengänge (ERCP) kann es zu einer akuten Entzündung kommen. In sehr seltenen Fällen wird eine akute Pankreatitis auch durch Infektionen wie zum Beispiel Mumps (umgangssprachlich Ziegenpeter) verursacht.

Eine akute Pankreatitis macht sich anfangs durch Schmerzen im mittigen Oberbauch bemerkbar, welche zumeist nach einigen Tagen abklingen. Diese Schmerzen sind oft sehr heftig und können auch vom Bauch in die Flanken und in den Rücken ausstrahlen. Sie können plötzlich und intensiv sein oder aber als leichte Schmerzen beginnen und nach der Einnahme von Nahrung schlimmer werden. Der Bauch kann geschwollen und sehr empfindlich sein. Patienten mit einer akuten Pankreatitis fühlen sich sehr krank. Andere Beschwerden können sein: Übelkeit, Erbrechen, Fieber und erhöhter Puls. Etwa 20% der akuten Pankreatitis-Fälle sind als ernst anzusehen.

Ein Schaden an der Bauchspeicheldrüse entsteht dadurch, dass die Verdauungsenzyme ihre eigenen Zellen attackieren. In schweren Fällen können Blutungen, ernste Gewebeschäden, Infektionen und Sekretansammlungen (Zysten) entstehen. Darüber hinaus können die Verdauungsenzyme vermehrt in den Blutstrom eintreten. Auf diese Weise können die Lungen, das Herz, die Nieren und alle anderen Organe bis zum Versagen geschädigt werden. In den schlimmsten Fällen kann eine akute Pankreatitis zu einem Schock und manchmal zum Tode führen.

Die Behandlung einer akuten Pankreatitis hängt von der Schwere der Entzündung ab. Bei leichten Fällen dürfen die Patienten für wenige Tage nichts essen und bekommen gegebenenfalls Flüssigkeiten und Schmerzmittel über eine Vene verabreicht, welches unter Umständen sogar zuhause erfolgen kann. Bei schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung sinnvoll, welche bei schwersten Fällen bis zur intensivmedizinischen Behandlung einschließlich Organersatzverfahren wie Dialyse (Blutwäsche) und künstlicher Beatmung gehen kann.

Wenn der Hauptgallengang durch einen Gallenstein blockiert ist, so muss dieser endoskopisch mittels einer sogenannten endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP) entfernt werden. Zur Verhinderung einer erneuten akuten Pankreatitis sollte bei diesen Patienten auch die Gallenblase entfernt werden. Bei schwerwiegenden Komplikationen wie einer bakteriellen Infektionen, der Bildung von Zysten oder dem Auftreten von Blutungen kann auch eine Operation erforderlich werden, um zum Beispiel abgestorbenes (nekrotisches) Gewebe zu entfernen oder Zysten zu entleeren.

 

Chronische Pankreatitis:

Eine chronische Pankreatitis kann ebenfalls viele Ursachen haben, allerdings sind 70 bis 80 Prozent auf einen chronischen Alkoholmissbrauch zurückzuführen. Sie tritt daher häufiger bei Männern als bei Frauen auf und entwickelt sich zumeist zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr. Eine chronische Pankreatitis entsteht, wenn die Bauchspeicheldrüse nach dem Auftreten einer akuten Entzündung unterschiedlicher Schwere weiter geschädigt wird. Dieses tritt beispielsweise bei fortgesetztem Alkoholkonsum auf. Eine chronische Pankreatitis kann sich somit bereits nach nur einer akuten Entzündung entwickeln.

Eine chronische Pankreatitis verursacht unterschiedlich starke Schmerzen. Diese Schmerzen können anhaltend und sehr beeinträchtigend sein. Darüber hinaus führt eine chronische Pankreatitis zu einer Verminderung der Bauchspeicheldrüsenfunktion, wodurch eine Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sowie Verdauungsstörungen mit Gewichtsverlust trotz unveränderten Ernährungsgewohnheiten eintreten können.

An erster Stelle in der Behandlung stehen eine Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten sowie eine Behandlung mit Schmerzmitteln. Durch die Gabe von Pankreas-Enzymen zur Nahrung kann die Verdauung und damit die Aufnahme von Eiweißen (Proteinen) und Fetten verbessert werden. So kommt es dann zu einer Gewichtszunahme. Auch eine Einstellung des Blutzuckers mit Insulin kann erforderlich werden.

In einigen Fällen einer chronischen Pankreatitis mit ausgeprägter Schmerzsymptomatik kann auch eine Operation helfen die Schmerzen zu lindern, indem ein gestauter Pankreasgang oder Pankreaszysten entlastet werden.

 

Diagnostik:

Die Diagnosestellung einer Pankreatitis erfolgt zunächst anhand der Beschwerden gestützt auf Laborwerte sowie eine bildgebende Untersuchung der Bauchspeicheldrüse mittels Ultraschall (Sonographie) oder Computertomographie. Manchmal wird auch eine Röntgen-Konstrastmitteldarstellung der Bauchspeicheldrüsengänge (ERCP) erforderlich.

In fortgeschritteneren Stadien einer chronischen Pankreatitis, wenn ein Diabetes mellitus und / oder eine Mangelernährung auftreten, können auch Blut-, Urin- und Stuhltests hilfreich sein.