Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Brachytherapie des Mammakarzinoms
Leitung: Univ. Prof. Dr. med. M. Hecht

 

Brachytherapie des Mammakarzinoms


Die Brachytherapie ist eine hoch wirksame und außerordentlich schonende Behandlungsmethode bei Brustkrebs. Sie kann Vorteile gegenüber einer äußeren (perkutanen) Bestrahlung bieten: Die Therapiedauer ist kürzer, zudem ist die Technik gewebe- und hautschonender.

Bisher kam die Brachytherapie bei Patientinnen mit hohem Rückfallrisiko zusätzlich zur herkömmlichen Strahlentherapie oder bei Patientinnen mit Rückfällen („Rezidiven“) zum Einsatz. Neuerdings wird sie auch alternativ zur perkutanen Strahlentherapie bei Patientinnen mit Niedrigrisikopatientinnen nach Brusterhaltenden Operationen eingesetzt.

Bei der zeitlich begrenzten (temporären) Brachytherapie wird nach Einbringen von mehreren dünnen Plastikschläuchen in die Brust direkt im Bereich der clipmarkierten Hochrisikoregion, d.h. im ehemaligen Tumorgebiet, von einer radioaktiven Iridiumquelle innerhalb dieser Schläuche im Nachladeverfahren („Afterloading“) an definierten Positionen punktgenau angefahren und mit hoher Dosisrate bestrahlt. Der Eingriff der Katheteranlage dauert in der Regel ca. 30 bis 45 Minuten und wird überwiegend in Vollnarkose durchgeführt. Die Patientinnen spüren das Implantat normalerweise nicht sehr und können sich frei bewegen.

Wie bei der Bestrahlung von außen erfolgt nach dem Eingriff eine CT- gestützte Bestrahlungsplanung zur Dosisberechnung. Die Applikations-Katheter verbleiben bei der Boostbestrahlung für 1-2 Tage und bei einer alleinigen Teilbrustbestrahlung für 4-5 Tage in der Brust und werden vor der stationären Entlassung in Analgosedierung entfernt.

Die Methode kann generell bei Brustkrebs zur Dosissteigerung als sequentieller Boost in Kombination mit der Strahlentherapie von außen oder als alleinige Teilbrustbestrahlung (APBI) z. Bsp. in der Rezidivsituation oder bei einer günstigen Risikosituation angewendet werden.

Der große Vorteil der Brachytherapie ist, dass das Tumorbett präzise punktgenau vor Ort mit hoher Dosis bestrahlt und gleichzeitig benachbartes Gewebe (gesunde Restbrust, Brustwand, Lunge, Herz und Haut) besonders geschont wird.

 

 

Das Verfahren kann bei insgesamt drei Patientengruppen eingesetzt werden:


  • Dosisaufsättigung (Boost) nach postoperativer perkutaner Strahlentherapie:

Patientinnen mit hohem Lokalrezidivrisiko, also Patientinnen mit größeren oder brustwandnahen Tumoren oder mit aggressiveren Krebstypen; Diese Therapie dient dazu, die ehemalige Tumorregion zusätzlich besonders intensiv zu bestrahlen. Im Vergleich zur perkutanen Boostbestrahlung bietet die interstitielle Multikathetertherapie einen wissenschaftlich belegten Vorteil hinsichtlich der lokalen Kontrolle insbesondere bei jüngeren Patientinnen und bei Vorliegen definierter Risikofaktoren. (Details zu Kriterien ▶)

 

  • Alleinige Teilbrustbestrahlung (APBI) beim Rezidiv nach Vorbestrahlung:

Frauen mit örtlichem Brustkrebsrückfall, bei denen erneut eine brusterhaltenden Therapie angestrebt wird. Diese Patienten hatten bereits eine Strahlentherapie bei der Ersterkrankung, deshalb ist eine maximale Gewebe- und Hautschonung wichtig. Die Brachytherapie ermöglicht nochmals individuell brusterhaltend behandelt zu werden und dabei die akuten und späteren Therapienebenwirkungen so gering wie möglich zu halten. (Details ▶)

 

  • Alleinige Teilbrustbestrahlung (APBI) bei Brustkrebs im Frühstadium

(niedriges Risiko für örtlichen Rückfall; Details zu Kriterien ▶)

Ansprechpartner

Univ. Prof. Dr. med. M. Hecht
Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Tel.: 06841/16-24606

Dr. med. Patrick Melchior
Geschäftsführender Oberarzt
Tel: 06841/16-24820