Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Calcium-Phosphat-Stoffwechsel
Leitung: Prof. Dr. Danilo Fliser

Calcium-Phosphat-Stoffwechsel

FGF-23 als kardiovaskulärer Prognosemarker 

FGF-23 ist als kürzlich entdeckter zentraler Regulator des Calcium-Phosphat-Stoffwechsels ein in Osteoblasten gebildetes, phosphat­senkendes Hormon.

FGF-23 bewirkt einerseits direkt eine vermehrte renale Phosphatexkretion durch Herunterregulation der Na/Pi IIa Co-Transporter im proximalen Tubulus und hemmt andererseits indirekt die intestinale Phosphatabsorption durch Verminderung der Synthese von 1,25-(OH)2-Vitamin D3 (Calcitriol).

 

Diese Mechanismen bewirken beim nierengesunden Menschen eine ausgeglichene Phosphathomöostase. Im Gegensatz hierzu zeigen sich im Stadium einer terminalen chronischen Nierenerkrankung bis zu 1000-fach erhöhte FGF-23-Serum-Spiegel. Dies ist durch eine komplett erloschene renale Phosphatexkretion bei diesen Patienten zu erklären, wodurch es zur Hyperphosphatämie und konsekutiv zu exorbitant hohen FGF-23-Spiegeln im Sinne einer fehlgeschlagenen Gegenregulation kommt.

 

Abb. 1: Veränderungen des Calcium-Phosphat-Stoffwechsels bei chronischer Nierenerkrankung 

 

Mehrere Studien zeigten eine erhöhte kardiovaskuläre und Gesamt-Mortalität bei chronisch nierenkranken Patienten mit erhöhten Serum-Phosphat-Werten. Obgleich man daher FGF-23 als phosphat-senkendem Hormon intuitiv protektive Eigenschaften zuschreiben würde, zeigten epidemiologische Studien das Gegenteil: Hohe FGF-23 Spiegel erwiesen sich als unabhängige Mortalitäts-Prädiktoren bei inzidenten und prä­valenten Hämodialysepatienten.

Unsere Arbeitsgruppe konnte erstmals eine Assoziation zwischen erhöhten FGF-23 Spiegeln und zukünftigen kardiovaskulären Ereignissen und Todesfällen bei nicht-dialysepflichtigen chronisch Nierenkranken aufzeigen.

 

Abb. 2: FGF-23 Spiegel und ereignisfreies Überleben bei chronisch Nierenkranken

 

In Einklang mit einer weiterführende Bedeutung von FGF-23 über die Regulation des Calcium-Phosphat-Stoffwechsels hinaus, konnten andere Arbeitsgruppen einen Zusammenhang zwischen FGF-23 und therapieresistentem sekundären Hyperparathyroidismus, endothelialer Dysfunktion und linksventrikulärer Hypertrophie aufzeigen.

Daher untersuchte unsere Arbeitsgruppe in Kooperation mit der Klinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums des Saarlandes in der HOM SWEET HOMe Studie die Bedeutung von FGF-23 als kardiovaskulärem Prognosemarker in der nierengesunden Allgemeinbevölkerung. Wir erkannten, dass nierengesunde Menschen mit eingeschränkter Funktion des linken Ventrikels pathologisch erhöhte FGF-23 Spiegel aufwiesen. Inwieweit diese erhöhten Hormonspiegel zur erhöhten Mortalität von herzkranken Patienten beitragen, sollen weitere Analysen der HOM SWEET HOMe Studie aufzeigen, die aktuell überarbeitet werden. Weiterhin sollen in vitro-Versuche Aufschluß über den noch unbekannten pathophysiologischen Mechanismus der zellulären Schädigung durch FGF-23 geben.

 

Abb. 3: FGF-23 Spiegel in Abhängigkeit von der linksventrikulären Funktion (EF). In der Gesamtkohorte (linke Säulen) und nach Ausschluß von Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (rechte Säulen) zeigen Patienten mit der schlechtesten linksventrikulären Funktion (EF<40%) auch gleichzeitig die höchsten FGF23 Spiegel.

 

 

Publikationen

Auswahl zum Forschungsschwerpunkt seit 2009

Heine GH.

Mineral metabolism in heart disease.

Curr Opin Nephrol Hypertens 2015 Jul;24(4):310-6. Impact Punkte: 3,9 Abstract

 

Fuernau G, Poss J, Denks D, Desch S, Heine GH, Eitel I, Seiler S, de Waha S, Ewen S, Link A, Schuler G, Adams V, Bohm M, Thiele H.

Fibroblast growth factor 23 in acute myocardial infarction complicated by cardiogenic shock: a biomarker substudy of the intra-aortic balloon pump in cardiogenic shock II (IABP-SHOCK II) trial.

Crit Care 2014 Dec 21;18(6):713. Impact Punkte: 5,0 Abstract

 

Seiler S, Rogacev KS, Roth HJ, Shafein P, Emrich I, Neuhaus S, Floege J, Fliser D, Heine GH.

Associations of FGF-23 and sKlotho with Cardiovascular Outcomes among Patients with CKD Stages 2-4.

Clin J Am Soc Nephrol 2014 Mar 27. Impact Punkte: 5,1 Abstract

 

Poss J, Mahfoud F, Seiler S, Heine GH, Fliser D, Bohm M, Link A.

FGF-23 is associated with increased disease severity and early mortality in cardiogenic shock.

Eur Heart J Acute Cardiovasc Care 2013 Sep;2(3):211-8. Abstract

 

Seiler S, Lucisano G, Ege P, Fell LH, Rogacev KS, Lerner-Graber A, Klingele M, Ziegler M, Fliser D, Heine GH.

Single FGF-23 Measurement and Time-Averaged Plasma Phosphate Levels in Hemodialysis Patients.

Clin J Am Soc Nephrol 2013 Oct;8(10):1764-72. Impact Punkte: 5,1 Abstract

 

Seiler S, Wen M, Roth HJ, Fehrenz M, Flugge F, Herath E, Weihrauch A, Fliser D, Heine GH.

Plasma Klotho is not related to kidney function and does not predict adverse outcome in patients with chronic kidney disease.

Kidney Int 2013 Jan;83(1):121-8. Impact Punkte: 7,9 Abstract

 

Seiler S, Cremers B, Rebling NM, Hornof F, Jeken J, Kersting S, Steimle C, Ege P, Fehrenz M, Rogacev KS, Scheller B, Bohm M, Fliser D, Heine GH.

The phosphatonin fibroblast growth factor 23 links calcium-phosphate metabolism with left-ventricular dysfunction and atrial fibrillation.

Eur Heart J 2011 Nov;32(21):2688-96. Impact Punkte: 10,0. Abstract

 

Seiler S, Reichart B, Roth D, Seibert E, Fliser D, Heine GH.

FGF-23 and future cardiovascular events in patients with chronic kidney disease before initiation of dialysis treatment.

Nephrol Dial Transplant 2010 Dec;25(12):3983-9. Impact Punkte: 3,3. Abstract

 

Seiler S, Heine GH, Fliser D.
Clinical relevance of FGF-23 in chronic kidney disease.
Kidney Int Suppl 2009 Dec(114):S34-42. Impact Punkte: 6,4. Abstract