Saarland University Faculty of Medicine
Sucht/Entzug
Prof. Dr. Peter Lipp

Sucht!? - Entzug

Ist der Konsum von Koffein über Getränke wie Kaffee oder Tee denn überhaupt gefährlich für den Menschen? Existiert eine Suchtgefahr?

Insgesamt gibt es verschiedene Studien, welche verschiedene Meinungen vertreten. Viele Ärzte warnen vor dem Konsum des Koffeins über Kaffee und betiteln diesen als "flüssige Droge".

Jedoch spricht die Forschung seitens der Forscherin Astrid Nehlig (französisches Gesundheitsinstitut Inserm in Straßburg) gegen diese These, denn sie und ihr Team untersuchten an Tieren die Wirkung des Koffeins. Dabei habe das Team die Gehirnregionen von Tieren überprüft, welche "moderate Koffeindosen" erhalten hätten. Auffällig bei diesem Experiment sei laut Nehlig gewesen, wie die Gehirnregionen, welche für die Sucht zuständig sind, während des Experimentes nicht angeregt gewesen seien.

So sei keine Erhöhung der Dosierung der Droge, wie es zum Beispiel bei einem Abhängigen des Heroinkonsums ist, vorhanden. Somit sei das Suchtpotential des Kaffees weitaus überschätzt.

 

Laut Helmut Gohlke (Leiter der Gruppe für Prävention der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie) seien nur Stoffe des nichtgefilterten Kaffees für das menschliche Herz gefährlich. Diese Stoffe seien Grund zur Erhöhung des Cholesterins im Blut und seien für ihn nur ein indirektes Anzeichen der Verwundbarkeit der menschlichen Gefäße gegenüber Kaffee.1

 

So sei Kaffee nicht als Sucht zu betrachten. Dennoch seien bei hohem Konsum negative Effekte wie erhöhtes Herzklopfen, Magenprobleme, Nervosität und auch Gereiztheit möglich. Sogar Halluzinationen könnten durch extremen Kaffeekonsum auftreten.2

 

 

Natürlich gibt es auch die Anti-Koffein-Bewegung. Sie sehen Koffein als Droge. Koffein wirkt sich direkt auf die menschliche Psyche aus. Deshalb wird sie als psychoaktive oder auch psychotrope Substanz bezeichnet.

Es entwickelt sich bereits eine Toleranz nach 6 bis 15 Tagen starkem Koffeinkonsum. Dabei verändern sich die Nervenzellen des Gehirns und es werden mehr Rezeptoren gebildet. Durch das fehlende Adenosin-Signal (Adenosin dient als Neurotransmitter) arbeiten die Nervenzellen nicht mehr wie zuvor. Die Wirkung des Koffeins wird auf dieser Webseite unter dem Punkt "Wirkung" näher beschrieben.

Insgesamt führt der Konsum zur körperlichen und aber auch zur psychischen Abhängigkeit zum Koffein.

Wird der Koffeinkonsum unterbunden, so treten gewisse Entzugserscheinungen auf. Die Dauer dieser Erscheinungen ist oftmals sehr kurz. In der Regel wirken sie sich zwei bis neun Tage auf den Menschen aus.3

 

Zu den Entzugserscheinungen gehören:

  • Kopfschmerzen
  • Schläfrigkeit / gesenkte Wachsamkeit
  • Verlust der Energie
  • Erschöpfung
  • Lethargie (mangelhafte Motivation)4
  • Störung der Konzentration
  • Depression
  • Muskelschmerz /-steifigkeit
  • grippe-ähnliche Symptome wie die verstopfte Nase

 

Diese genannten Symptome treten oftmals innerhalb der nächsten 12 bis 24 Stunden nach dem letzten Koffeinkonsum auf. Nach 20 bis 51 Stunden tritt das sogenannte "Symptommaximum" ein.

Wie bei anderen Drogen ist die Gefahr der Rückfälligkeit bereits durch einen erneuten geringen Koffeinkonsum vorhanden.3

 

Wichtig ist dabei jedoch die Unterscheidung zwischen dem Koffeingehalt im Tee mit dem Koffeingehalt im Kaffee. In der Regel enthält eine Tasse Kaffe (0,1 Gramm) doppelt so viel Koffein wie Tee (0,05 Gramm). Auf chemischer Ebene betrachtet ist das Koffein in beiden Getränken identisch, auch wenn früher dessen Gegenteil angenommen und das Koffein im Tee "Tein" genannt wurde.

Durch weitere Inhaltsstoffe im Tee wie den Gerbstoffen und Theanin erfolgt die Verarbeitung des Koffeins im menschlichen Körper unterschiedlich. Diese Stoffe schwächen die Intensität des Koffeins im Körper. Beim Kaffeekonsum wirkt das Koffein im Magen bereits sehr intensiv und beim Konsum des Tees wirkt das Koffein durch die zusätzlichen Stoffe und des geringeren Koffeininhalts langsam über den Verdauungsprozess im Darm, was für uns Menschen schonender ist.

 

So tritt die Wirkung des Tees zeitlich verzögert auf. Jedoch hält sie auch länger als die Wirkung des Kaffees und wirkt nicht so reizend.5

 

www.zeit.de/2001/45/Sucht_aus_der_Tasse_ (08.11.2019)1

www.welt.de/gesundheit/article3531218/So-unterschiedlich-wirken-Kaffee-und-Tee.html (08.11.2019)2

de.wikipedia.org/wiki/Coffein (08.11.2019)3

www.zentrum-der-gesundheit.de/kaffee-abgewoehnen-ia.html (08.11.2019)4

www.teehaus-cha.ch/teein_koffein.htm (08.11.2019)5