Saarland University Faculty of Medicine
Typ I
Prof. Dr. Peter Lipp

Prognose

Diabetes Mellitus Typ 1 Prognose

Diabetes mellitus Typ 1 - Prognose

Dank moderner Medizin und Biotechnologie bedeutet die Diagnose Diabetes mellitus Typ 1 heute nicht mehr das Todesurteil, wie es noch vor 100 Jahren der Fall war, denn Betroffenen ist es möglich mit der richtigen Therapie ein halbwegs normales Leben zu führen.

Diabetes mellitus Typ 1 ist als Autoimmunerkrankung nicht heilbar, jedoch ist ein völliges Abklingen der Autoimmunreaktion möglich. Bei der Autoimmunreaktion werden Teile der Betazellen der Bauchspeicheldrüse angegriffen und zerstört (Autoimmunportal 03.11.2019). Die Bauchspeicheldrüse kann von den daraus resultierenden Schäden nicht vollständig regenerieren, weshalb man nicht von einer Heilung sprechen kann, selbst wenn die Autoimmunreaktion vollständig abklingt. Unbehandelt führt Diabetes mellitus Typ 1 auch heute noch zum Tod, weshalb die richtige Therapie maßgeblich entscheidend für die Lebenserwartung und Lebensqualität der Betroffenen ist.

Die Therapie zielt darauf ab, die Lebensqualität der Betroffenen auf ein normales Niveau zu steigern, indem der Blutzucker auf einem normalen Niveau gehalten wird und die Autoimmunreaktion reduziert oder im besten Fall sogar gestoppt wird. Durch künstliche Insulingabe wird der Blutzucker stabilisiert und gesenkt, was das Risiko für Komplikationen und Folgeschäden verringert. Je stabiler der Blutzucker, desto niedriger also das Risiko, denn der krankhaft hohe Blutzucker kann zahlreiche Folgeerkrankungen ( Link zu FE) hervorrufen. Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte sollten immer ernst genommen werden, denn bereits leicht erhöhte Werte können eine Gefahr für das Herz-Kreislauf- System, das Nervensystem, die Nieren, die Augen sowie die Extremitäten darstellen (Website Medizinwissen
03.11.2019). Um die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen ist eine gute Mitarbeit der Patienten essentiell. Der Patient muss durch Anpassung der Ernährung und Lebensführung versuchen, den Insulinbedarf zu minimieren. Die Betroffenen lernen in Schulungen die eigenständige Dosierung und Verabreichung von Insulin, wodurch lebensgefährliche Unter- und Überzuckerung verhindert werden soll. Diabetes mellitus Typ 1 bricht meist bereits als Kind oder Jugendlicher aus, weshalb das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen besonders hoch ist.

Allgemein ist Diabetes mellitus Typ 1 noch immer mit einer verkürzten Lebenserwartung im Vergleich zur Normalbevölkerung verbunden. Dies betrifft vor allem Patienten mit einer diabetischen Nierenerkrankung. Eine schwedische Langzeitstudie kam zu der Erkenntnis, dass das Erbgut und der HbA1c- Wert die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Nephropathie beeinflussen (Ärztezeitung
03.11.2019). Demnach entwickelten Patienten deren HbA1c- Wert meist unter 7,5 % lag auch nach 30 Jahren keine Nephrophatie. Die Studie zeigt zudem, dass diabetische Ketoazidosen, also eine Übersäuerung des Blutes, die häufigste Todesursache bei den unter 30-jährigen Betroffenen ist.

Eine Studie in Schottland (JAMA. 2015;313(1):37-44. Shona J. Livingstone, MSc1; Daniel Levin, MSc1;
Helen C. Looker, MBBS1; et al ) analysierte die Daten von Typ 1 Diabetikern die von 2008 bis 2010 in Schottland gelebt haben und steht damit auf einer breiten Basis, denn Diabetes ist in Schottland anders als in Deutschland meldepflichtig. Der Studie nach ist die Lebenserwartung bei Typ 1 Diabetikern bei Frauen um etwa 12,9 Jahre und bei Männern um 11,1 Jahre verkürzt, die durchschnittliche Lebenserwartung von Typ-1 Diabetikern liegt der Studie zufolge also bei etwa 67 Jahren. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass die Schulung und Versorgung mit Insulinpumpen in Deutschland deutlich besser ist. So verwendeten laut dem Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2017 91 % aller betroffenen Kinder unter 5 eine Insulinpumpe.

Häufigste Todesursache sind der Studie zufolge sowohl bei Männern, als auch bei Frauen Herz- Kreislauf Erkrankungen mit einem Anteil von 41%.

Allgemein lässt sich festhalten, dass die Lebenserwartung von Diabetikern mit der modernen Medizin und fortschrittlichen Therapiemöglichkeiten immer weiter steigt, was eine dänische Studie bestätigt.