Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Kraniostenosen
Leitung: Prof. Dr. Joachim Oertel

Kraniostenosen

Die Kraniostenose beschreibt eine Schädelverformung aufgrund eines vorzeitigen Verschlusses von Schädelnähten. Diese Nähte im Schädelknochen sind als die Wachstumsfugen des Kopfes zu verstehen. Das Gehirn unterliegt in den ersten Lebensmonaten einem sehr schnellen Wachstum. Dieses rasche Wachstum endet nach dem 2. Lebensjahr, die Schädelnähte können sich anschließend natürlicherweise verschließen. Der Verschluss ist im Alter von sechs bis acht Jahren vollständig.

 

Bei einem vorzeitigen Verschluss einzelner Schädelnähte, kann der Schädel nun nicht mehr in dieser Richtung größer werden, wächst aber in den noch möglichen Richtungen weiter. Dadurch kann es zu den anfangs erwähnten Deformitäten, mitunter aber auch zu einer unnatürlichen Steigerung des Hirndrucks kommen. Typische Verformungen entstehen in Abhängigkeit von der betroffenen Naht. Beispielweise kommt es bei einem vorzeitigen Verschluss der längs über den Kopf verlaufenden Sagittalnaht zu einem überschießenden Längenwachstum bei behindertem Breitenwachstum. Es resultiert eine sehr lange und schmale Konfiguration des Köpfchens (Scaphocephalus, s. Bild)

 

Röntgen-Darstellung eines Scaphocephalus mit schmaler und langer Form des Köpfchens bei vorzeitigem Verschluss der Sagittalnaht.

 

Die genaue Ursache ist nicht bekannt, unterschiedliche Faktoren wie z.B. Störungen des Knochenstoffwechsels, Veränderungen der Schädelbasis, intrauterine Probleme und genetische Störungen können eine Rolle spielen. Auch sind gut 50 komplexe Krankheitsbilder (Syndrome) bekannt, bei denen unter anderem Kraniostenosen unterschiedlichster Ausprägung auftreten. Die Behandlung ist in der Regel die chirurgische Korrektur, wobei der kosmetische Aspekt im Vordergrund steht, denn erhebliche Schädelverformungen führen nicht selten zur Stigmatisierung und sozialen Ausgrenzung. Insbesondere wenn mehrere Nähte gleichzeitig betroffen sind, ist aber auch eine mögliche Hirndrucksteigerung als Folge des zu geringen Schädelvolumens zu bedenken. Die operative Korrektur sollte idealerweise zwischen dem 7. und 12. Lebensmonat erfolgen.