Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Dünndarm
Leitung: Prof. Dr. Matthias Glanemann

Chirurgische Erkrankungen des Dünndarms

 

Die häufigsten chirurgisch relevanten Erkrankungen sind

  • der Darmverschluss
  • der Darminfarkt
  • die chronisch entzündliche Darmerkrankung (M. Crohn)

 

Weitaus seltener sind im Dünndarm bösartige Tumoren. Ebenso selten finden sich im Dünndarm Ausstülpungen der Darmwand (Divertikel) oder Gefäßmissbildungen (Angiodysplasien), die Ursache einer Darmblutung sein können.

 

Ein Darmverschluss tritt im Erwachsenenalter häufig bei inneren Verwachsungen nach vorhergegangener Bauchoperation bzw. bei Einklemmung in einen Bauchwandbruch (Leistenbruch, Schenkelbruch, Nabelbruch, Narbenbruch) auf. Beim akuten Darmverschluss mit schwallartigem, stuhlartigem Erbrechen und krampfartigen Bauchschmerzen ist eine Notfalloperation, bei dem die Ursache des Darmverschlusses behoben wird, unumgänglich.

 

Eine akute Durchblutungsstörung des Dünndarms ist zwar eine relativ seltene, dafür aber lebensbedrohliche Erkrankung. Nachdem der Darm nur knapp 3 Stunden ohne Durchblutung aushalten kann, besteht ein Wettlauf mit der Zeit. In gut der Hälfte der Fälle wird ein aus dem Herz stammendes Blutgerinnsel in die Darmstrombahn ausgeschwemmt und führt zur Verstopfung (Embolie) einer Darmschlagader. Seltener kann es vor allem bei schwer chronisch kranken Patienten zu einem Verschluss bei schon vorbestehenden Veränderungen der Darmgefäße oder zum Verschluss einer Darmvene kommen. Schließlich treten nach 0,5% aller herzchirurgischen Operationen vorübergehende Minderdurchblutungen des Darmes auf, die zum Absterben eines Darmabschnittes führen können, ohne dass ein eigentlicher Darmgefäßverschluss vorliegt (Non okklusive Mesenterialischämie). Nachdem wie dargestellt bei einer akuten Darmdurchblutungsstörung ein Wettlauf mit der Zeit stattfindet, ist es wichtig, schon bei Frühsymptomen zu reagieren. Typisch ist ein akut einsetzender, dumpf empfundener Bauchschmerz. Tückischerweise folgt daraufhin ein ca. 2-6 Stunden dauerndes Intervall mit relativ geringen Beschwerden. Während dieser Phase ist jedoch der Darm bereits abgestorben, und es treten die Darmbakterien in die Blutbahn über. Deshalb wird diese Phase auch ?fauler Friede? genannt. Wird bei einem Darminfarkt nicht rechtzeitig operiert, stirbt der Patient an den Folgen der Überschwemmung des Kreislaufes mit Darmbakterien und deren Giften.

 

Weniger akut, sondern eher chronisch, verlaufen entzündliche Darmerkrankungen. Bei den Darmentzündungen spielen Infektionen durch Bakterien und Viren in der Chirurgie eine geringere Rolle. Speziell für den Dünndarm bedeutsamer ist der sog. Morbus Crohn, eine Erkrankung, die schubweise mit akuten Phasen von krampfartigen Bauchschmerzen, Durchfall und Fieber verläuft und am häufigsten am Endabschnitt des Dünndarmes zu schweren Wandveränderungen führt. Der M. Crohn befällt außerdem gerne den Dickdarm oder den Anus. Bis heute ist nicht klar, wodurch der M. Crohn ausgelöst wird. Es wird aber eine übersteigerte Immunabwehr gegen die an sich normalen Darmbakterien mit Übergreifen auf die Darmwand angenommen. Deshalb wird der M. Crohn mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt. Eine Operation soll beim M. Crohn nur bei Komplikationen durchgeführt werden, nämlich bei Vernarbungen der Darmwand, die zu einer Darmeinengung mit den Folgen eines Darmverschluss führen, bei sog. Fisteln, also krankhaften Verbindungen zwischen den Darmschlingen oder der Haut und schließlich bei einem Darmdurchbruch bei stark geschädigter Darmschleimhaut. Wichtig für den Chirurgen ist es, nicht zuviel Darm zu entfernen, da dadurch nicht die Ursache der Krankheit behoben werden kann und langfristig bei zu großem Darmverlust die Gefahr eines sog. Kurzdarmes besteht. Bei Patienten mit Kurzdarm fehlt die Resorptionsfläche für die Aufnahme von Nährstoffen, und es kommt allmählich zum Verhungern, obwohl die Patienten normal essen können. Bis zu 80% aller M. Crohn ? Patienten müssen in ihrem Leben einmal operiert werden, die meisten zumindest ein zweites Mal.