Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Interview zur Grippeschutzimpfung mit Dr. Rissland
Leitende Betriebsärztin: Christina Baum

Grippeschutzimpfung: Kleiner Piks, große Wirkung

Etwa 20.000 Todesfälle, ca. 35.000 Krankenhausaufenthalte und rund 8 Millionen Arztbesuche – auch wenn es Viele nicht wissen: für diese Zahlen ist die Influenza in einer durchschnittlichen Grippesaison in Deutschland verantwortlich.

„Die echte Grippe oder Virusgrippe entwickelt sich in der Regel schlagartig und kann einen schweren Verlauf nehmen“, erklärt Dr. Jürgen Rissland vom Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg. Die Erkrankten bekommen oft hohes Fieber, Schüttelfrost, leiden unter starken Kopf- und Gliederschmerzen und fühlen sich sehr abgeschlagen – über zwei bis drei Wochen. Dabei können auch Organe wie die Lunge, das Herz oder das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen werden – bis hin zur Todesfolge. Rissland, Leitender Oberarzt am Institut für Virologie weiß, dass die Schwere der Erkrankung  nicht selten falsch eingeschätzt wird. Ein Grund dafür ist der Begriff selbst. „Man muss die echte Grippe von den Erkältungen, also den grippalen Infekten, unterscheiden. Diese werden von anderen Erregern ausgelöst und verlaufen meist viel leichter“. Im Gegensatz zu einer solchen eher harmlosen Erkältung wird die echte Grippe von Influenza-Viren verursacht. Der Experte unterscheidet drei Typen: A, B und C. Davon sind nur die Typen A und B für den Menschen relevant. Doch auch bei den Haupttypen gibt es viele und ständig neue Variationen. „Grippeviren wandeln sich, sie verändern ihre Hülle und tricksen so das menschliche Immunsystem immer wieder aus“.

Um der echten Grippe vorzubeugen, gibt es ein wirksames Mittel: die Grippeschutzimpfung. Sie kann einfach und schnell bei jedem Hausarzt vorgenommen werden. „Aber auch manche Arbeitgeber wie beispielsweise unser Universitätsklinikum bieten den eigenen Mitarbeitern kostenlose Grippeschutzimpfungen an“, so Rissland. Ein kurzer Piks in den Oberarm und knapp zwei Wochen später ist der Körper gut geschützt Für Kinder gibt es seit einigen Jahren sogar ein spezielles Nasenspray mit dem Impfstoff. Angst vor der Nadel gehört für die Kleinen somit der Vergangenheit an. Der Impfstoff wird für jede Saison auf die Viren angepasst, die gerade im Umlauf sind. Daher sollte man sich jährlich gegen die Grippe impfen lassen, am besten frühzeitig im Herbst. „Die saisonalen Impfstoffe sind in der Regel gut verträglich. Es gibt kaum Risiken, es kann – wenn überhaupt – kurzzeitig zu kleineren Hautrötungen oder leichten Schmerzen um die Einstichstelle herum kommen.“ Die Impfung verhindert zwar nicht unbedingt eine Infektion mit den Influenza-Viren, aber bei Geimpften verläuft die Erkrankung meist sehr abgeschwächt und weniger gefährlich. Den besten Schutz liefern Vierfach-Impfstoffe (quadrivalent), da sie mehr Virenstämme abdecken als ein Dreifach-Impfstoff (trivalent). Nach der letzten Grippesaison und deren Höhepunkt im vergangenen Frühjahr hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) als oberstes Beschlussgremium der Selbstverwaltung von Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen entschieden, dass dieser quadrivalente Impfstoff nun in Deutschland zum Standard werden soll.

Für wen die Impfung wichtig ist, erklärt Rissland: „An Influenza erkranken meist Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Institutes empfiehlt die Impfung daher besonders für ältere Menschen ab 60 Jahren, für Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen, für Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen, für Schwangere ab der 13. Schwangerschaftswoche und für Mitarbeiter von Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen.“ Bei gesunden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verläuft die Erkrankung zwar meist nicht so schwer, doch auch bei ihnen kann eine Impfung sinnvoll sein. Ist man sich unsicher, sollte man einfach den Hausarzt darauf ansprechen.