Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Dysgnathie- Chirurgie
Univ.- Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Kolja Freier

Dysgnathie- Chirurgie

Dysgnathie- Chirurgie

Kieferfehlstellungen können sich als Vor-, bzw. Rücklage mit oder ohne Seitwärtsabweichungen im Ober- und / oder Unterkiefer darstellen.

Diese Fehlstellungen führen zu einem Ungleichgewicht des muskulo- skelettalen Kau- und Kiefersystems, was letztlich häufig zu Funktionsstörungen wie Schmerzen und Einschränkungen der Sprach- und Kaufunktion führt. Je nach Ausprägungsgrad der Fehlstellung kann es zusätzlich zu ästhetischen Einschränkungen kommen, die gemeinsam mit der Funktionsstörung häufig zur Einschränkung der Lebensqualität führt.

Leichte Zahn- und Kieferfehlstellungen können in der Regel kieferorthopädisch mit festsitzenden oder herausnehmbaren Zahnspangen behandelt werden.

Bei ausgeprägten Befunde bedarf es jedoch einer kombiniert kieferorthopädisch- kieferchirurgischen Therapie.

Behandlungskonzept

Grundsätzlich können zwei Behandlungsabläufe unterschieden werden:

Klassische Kombinationstherapie:
Die Behandlung beginnt durch den Kieferorthopäden, der mit festsitzender Zahnspange die Kieferbögen ideal ausformt. Diese Vorbehandlung  ermöglicht die optimale Passung der Zahnkontakte für die anschließende Umstellungsoperation. Nach erfolgter Umstellungsoperation in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie folgt eine Feinjustierung der Zahnstellung durch den Kieferorthopäden. Die gesamte Behandlung erstreckt sich je nach Ausprägungsgrad der Fehlstellung über etwa 2 bis 4 Jahre.

Surgery first:
Bei dieser Behandlungsform liegen bereits bei Therapiebeginn harmonische Zahnbögen im Ober- und Unterkiefer vor, sodass auf eine kieferorthopädische Vorbehandlung verzichtet werden kann. Die Behandlung beginnt folglich mit der Umstellungsoperation. Anschließend folgt die kieferorthopädische Nachbehandlung. Die Behandlungsdauer ist in der Regel kürzer als bei der klassischen Kombinationstherapie, kann aber aufgrund der häufig komplexen Kieferfehlstellungen seltener durchgeführt werden.

Behandlungsablauf

Die Vorstellung wird in der Regel durch den behandelnden Kieferorthopäden initiiert. Auf telefonische Anfrage erhalten Sie einen Termin in unserer Dysgnathie- Sprechstunde, welche mittwochs stattfindet. Hier bringen Sie bestenfalls die bereits erfolgten Röntgenbilder, sowie etwaige Gipsmodelle der Kiefer vom Kieferorthopäden mit.

Sofern bei Ihnen chirurgischer Handlungsbedarf festgestellt wird, erhalten Sie entsprechende Unterlagen, mit denen der Kieferorthopäde die Behandlung bei der Krankenkasse beantragt.  

Nach Genehmigung durch die Kasse und anschließend erfolgter kieferorthopädischer Vorbereitung stellen Sie sich erneut zur Planung der Operation in unserer Klinik vor.

Operationsplanung

  • Die Planung des Eingriffs erfolgt an unserer Klinik durch eine dreidimensionale Simulation der Bewegungen der zahntragenden Anteile der Kiefer anhand einer zuvor angefertigten DVT (= digitale Volumentomographie). Diese ermöglicht eine detailliertere Operationsplanung. Die für die Durchführung der Operation erforderlichen Splints können so ebenfalls in optimaler Passung 3D gedruckt werden.
  • Alternativ kann die Operation „klassisch“ über Gipsmodelle in einem sogenannten Artikulator geplant werden. Die optimale Kiefer- und Zahnposition wird in der Regel über ein simultanes Verschieben des Ober- und Unterkiefers erreicht (bignathe Umstellungsoperation). In Einzelfällen und bei geringen Fehlstellungen kann ein operatives Verlagern von nur einem Kiefer ausreichend sein (monognathe Umstellungsoperation). Die Dauer des stationären Aufenthaltes, sowie die Nachbehandlung ist bei beiden Operationsformen identisch.

Chirurgisches Vorgehen am Oberkiefer: Le Fort I- Osteotomie

Je nach Ausmaß der Fehllage kann der Oberkiefer als Ganzes oder in Teilen bewegt werden. Über einen Zugang vom Mund wird die Mundschleimhaut über den Zähnen durchtrennt und der Kiefer mit dünnen Sägeschnitten gelöst. Die Einstellung der gewünschten Unterkieferposition und Verzahnung geschieht mit dem im Vorfeld hergestellten Splint. Nach der Verlagerung wird der Kiefer in der gewünschten Position durch Miniplatten aus Titan fixiert.

Zur Behandlung des zu schmalen Oberkiefers wird der Oberkiefer mittig und seitlich mit einem dünnen Sägeschnitt gelöst und anschließend mittels eines auf den Zähnen sitzenden kieferorthopädischen Gerätes langsam gedehnt (= chirurgisch unterstützte Gaumennahterweiterung, GNE).

Chirurgisches Vorgehen am Unterkiefer: sagittale Spaltung

Ziel der Operation ist es, den zahntragenden Unterkieferkörper in die gewünschte Richtung zu verlagern und gleichzeitig die ursprüngliche Position beider Kiefergelenke beizubehalten.
Hierzu wird eine stufenförmige Schnittführung im Knochen gewählt, sodass nach Verlagerung des Unterkieferkörpers eine große Knochenanlagerungsfläche zur raschen Knochenheilung und maximalen Stabilität des Operationsergebnisses besteht. Die Einstellung der gewünschten Unterkieferposition und Verzahnung geschieht mit dem im Vorfeld hergestellten Splint. Nach der Verlagerung wird der Kiefer in der gewünschten Position durch Miniplatten aus Titan fixiert.

Chirurgisches Vorgehen am Kinn (Kinnplastik)

Trotz optimaler Verzahnung um harmonischer Lagebeziehung beider Kiefer zueinander kann es vorkommen, dass das Kinn zu stark oder zu schwach ausgeprägt erscheint. Dies lässt sich durch eine Kinnplastik korrigieren, wobei sich das Kinn nach vorn oder hinten, oben oder unten verlagern lässt. Die gewünschte ästhetische Veränderung wird präoperative anhand von Röntgenbildern geplant.

Bei der Operation wird durch einen Zahnfleischschnitt vom Mund aus das Kinn dargestellt, unterhalb der Zahnwurzeln in die gewünschte Position verschoben und dann mit Titan- Miniplatten fixiert.

Nachbehandlung:

  • Nach der Operation wird zur Sicherung des Ergebnisses eine Ruhigstellung der Kiefer mit straffen Gummiligaturen  über die Zahnspange durchgeführt. In dieser Zeit wird zur optimalen Einhaltung der neuen Kieferposition zusätzlich der eingegliederte Splint getragen.
  • Der stationäre Aufenthalt erstreckt sich je nach Eingriff über 3-7 Tage.
  • Nach Entlassung kontrollieren wir in einem Zeitraum von etwa 6 Wochen postoperativ in regelmäßigen Abständen den Heilungsverlauf und stimmen mit Ihrem behandelnden Kieferorthopäden die entsprechende Weiterbehandlung zur finalen Ausformung der Zahnbögen ab.

Dysgnathie- Sprechstunde:

Die Dysgnathiesprechstunde findet dienstags von 8- 16 Uhr statt.

Eine Terminvereinbarung ist täglich telefonisch über unsere Anmeldung unter der Rufnummer 06841/16- 24924 möglich.

Leiter der Dysgnathie- Sprechstunde


Dr. med. Dr. med. dent. Michael Fehrenz M.Sc.

Sprechstunde

Dienstag 8- 16 Uhr

Terminvergabe

Tel.: 06841/16- 24924