Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Urologie und Kindeurologie
Prof. Dr. med. M. Stöckle
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Deutsches DaVinci - Zentrum Homburg – historische Entwicklung

Als eines der allerersten Zentren in Deutschland wurde am Universitätsklinikum des Saarlandes bereits Anfang 2006 ein Programm für Roboter-assistierte Operationen in der Urologie etabliert. Gestartet wurde mit einem Standard-Operations-Roboter der 1.Produktgeneration. Aufgrund der hohen Frequenz von Prostatakarzinom-Operationen war es naheliegend, im ersten Schritt die Roboter-assistierte Prostatakarzinom-Operation zu etablieren.  Im Laufe der Folgejahre wurde das Operationsspektrum erheblich erweitert, es können inzwischen praktisch alle in der Urologie gebräuchlichen Großeingriffe auf Roboter-assistierter Basis angeboten werden. Die Urologische Klinik des UKS bietet deutschlandweit das breiteste Spektrum Roboter-assistierter Operationen an.

 

2011 wurde der ursprüngliche OP-Roboter der 1. Produktgeneration ersetzt durch 2 neue DaVinci-SI-Roboter der neuesten Generation.

2016: Erste roboter-assistierte minimal-invasive Nierentransplantation in Deutschland

Am 19. und 20. Juni 2016 wurden die beiden ersten roboter-assistierten Nierentransplantationen in Deutschland durchgeführt. Die Eingriffe erfolgten mit Unterstützung von Dr. Alberto Breda aus Barcelona, der diese Operationstechnik im Sommer 2015 an seiner Klinik etabliert hat. Damit ist Deutschland nun das vierte europäische Land, das diese hochmoderne Operationstechnik während der letzten beiden Jahre zur Durchführung von Nierentransplantationen eingesetzt hat. Die Entwicklung ist sehr jung, die Gesamtzahl derartiger Operationen in Europa liegt bislang noch bei unter 30 Eingriffen.

„Dank der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Roboterchirurgie können in zunehmendem Umfang auch komplexe Operationen minimal-invasiv durchgeführt werden", sagt Prof. Dr. Michael Stöckle, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie in Homburg/Saar. Die Etablierung des „daVinci“-Operationsroboters begann vor etwa zehn Jahren mit der Einführung der roboter-assistierten Prostatakarzinomoperation. Seither wurde das Spektrum roboter-unterstützer Operationen auch in Homburg stetig erweitert: "Blasenkrebsoperationen lassen sich inzwischen minimal-invasiv durchführen, auch die Bildung von Ersatzblasen", ergänzt Prof. Dr. Stefan Siemer, stellvertretener Klinikdirektor. Darüber hinaus wurden die rekonstruktive Chirurgie von Abflussstörungen des Nierenbeckens und die Nierentumorchirurgie fast vollständig auf den minimal-invasiven Zugangsweg umgestellt. Seit 2010 werden auch Spendernieren-Entnahmen für die Lebendspendentransplantation roboter-assistiert durchgeführt.

Neben der Minimierung des Zugangstraumas hat die Operationstechnik bei der Nierentransplantation weitere Vorteile, deren Relevanz sich erst durch die Langzeitbeobachtung der betroffenen Patienten wird herausarbeiten lassen: "So erlauben die gegenüber der offenen Operation deutlich verbesserten Sichtverhältnisse eine subtilere Gefäßnaht beim Anschluss der Blutgefäße des Transplantats an die Blutgefäße des Empfängers. Zum anderen sollten sogenannte Lymphocelen, also Ansammlungen von Lymphflüssigkeit um das Transplantat, bislang eine der häufigsten Komplikationen der Nierentransplantation, deutlich seltener werden", so Prof. Stöckle. Da die minimal-invasive Transplantation von der freien Bauchhöhle aus durchgeführt wird, kann die Lymphflüssigkeit in die Bauchhöhle abfließen und dort resorbiert werden.

2013: Erste Durchführung einer Roboter-assistierten Salvage-Lymphknotenausräumung nach Chemotherapie eines fortgeschrittenen Hodentumors:

Bei fortgeschrittenen Hodentumoren findet man typischerweise große Lymphknotenmetastasen schwer zugänglich im Oberbauch im Kreuzungsbereich der unteren Hohlvene, der Aorta und der Nierengefäße. Bei speziellen Subtypen  des Hodentumors (sog. Nicht-Seminome) müssen nach erfolgreicher Chemotherapie die verbliebenen Rest-Tumormassen operativ entfernt werden. Diese Operation gilt aufgrund der schwer zugänglichen Lokalisation dieser Metastasen und der Nachbarschaft hochdelikater Blutgefäße als eine der schwierigsten in der Urologie. Erfreulicherweise konnte 2013 an der Urologischen Klinik des UKS erstmalig ein solcher Eingriff Roboter-assistiert und komplikationsfrei durchgeführt werden. Auch dieses Programm soll im Laufe der kommenden Jahre weiter ausgebaut werden.

2013: Erweiterung der Roboter-assistierten Blasenkarzinom-Operation durch die gleichzeitige Roboter-assistierte intrakorporale Harnableitungsoperation

Durch den Verlust der Harnblase ist es im Regelfall notwendig, den Urin über entsprechend ausgeschaltete Darmsegmente in Form einer Ersatzblase oder in Form eines Urinstomas über die Bauchdecke abzuleiten. Bis 2013 wurde dieser Operationsschritt nach erfolgter Entfernung der Harnblase offen-operativ über den kleinen Bergeschnitt durchgeführt, den man zur Entnahme des eingetüteten Operationspräparates ohnehin benötigt. Eleganter und für den Patienten noch schonender ist es natürlich, auch diesen Operationsschritt vollständig minimalinvasiv intrakorporal durchzuführen. Es handelt sich dabei um hochkomplexe Operationen, bei der Darmsegmente ausgeschaltet werden müssen, bei der dementsprechend die Darmenden wieder miteinander vereinigt werden müssen,  und bei der die ausgeschalteten  Darmsegmente dann zum Transport oder zur Speicherung des Urins an den Harntrakt angeschlossen werden müssen. Seit 2013 konnte die ersten 41 (Stand 30.06.2015) derartigen Eingriffe vollständig minimalinvasiv und Roboter-assistiert durchgeführt werden.

2010: weitere Ausweitung des Roboter-assistierten Nieren-Operationsprogramms – Roboter-assistierte Nieren-Lebendspenden für Nierentransplantation:

Seit 2010 werden in einer weiteren Ausweitung des Roboter-assistierten Nieren-Operationsprogramms auch Roboter-assistierte Nieren-Lebendspenden für die Nierentransplantation angeboten. Seit 2010 wurden insgesamt 56 (Stand 30.06.2021) derartige Operation durchgeführt. Da es sich bei diesem Eingriff um Operationen an gesunden Menschen handelt, ist es natürlich besonders wichtig, hier möglichst schonend und komplikationsarm zu arbeiten. Wir sind sehr stolz darauf, dass bisher keiner unserer Organspender zu Schaden gekommen ist. Die Mehrzahl der Spender konnte die Klinik bereits nach wenigen Tagen verlassen. Derzeit sind 55 der 56-transplantierten Nieren nach robotischer Lebendspendeentnahme funktionstüchtig und ersparen den Empfängern die Dialyse-Behandlung.

2008: Etablierung des Programms zur Roboter-assistierten Entfernung tumortragender Nebennieren

Die Urologische Klinik des UKS ist bislang die einzige in Deutschland, die über eine größere Serie Roboter-assistierter Nebennieren-Tumor-Entfernungen berichten kann. Es wurden seit 2008 etwa 143 (Stand 30.06.2021) derartige Operationen  durchgeführt. Bei offen-operativen  Nebennierentumor-Entfernungen ist aufgrund der schwer zugänglichen Lage der Nebenniere oft ein sehr großer Operationsschnitt erforderlich. Aus diesem Grunde profitieren gerade diese Patienten sehr vom minimal-invasiven Zugangsweg.

2008: Durchführung der 1. Roboter-assistierten Blasenkarzinom-Operation (radikale Zystektomie) in Deutschland2008:

Die radikale Zystektomie gilt auch bei herkömmlicher Operationstechnik als eine der anspruchsvollsten und schwierigen Operationen  in der operativen Medizin überhaupt. Bis 2021wurden in Homburg 256 (Stand 06.2021) derartiger Eingriffe Roboter-assistiert durchgeführt. Vorteile für die Patienten sind insbesondere das geringere Operationstrauma , der geringere Blutverlust, geringere postoperative Schmerzen und schnellere Rekonvaleszenz. Insbesondere seit der Einführung der neuen Operationsroboter ist  es technisch unproblematisch, die Operation von der Radikalität des Eingriffs her völlig analog zu offenen Operationen durchzuführen. Das betrifft auch das Ausmaß der Lymphknotenausräumung. Die Indikation zur offenen Operation wurde im Laufe der Jahre  mehr und mehr limitiert auf weit organüberschreitende Tumore. Die Urologische Klinik des UKS speist als einzige deutsche Institution ihre Zystektomiedaten in die Datenbank des  „international robotic cystekomie consortium“ ein und ist aus diesem Grunde auch an den Publikationen dieser global ausgerichteten Datenbank beteiligt.

2008: Abschaffung der Zuzahlungspflicht:

Seit 2008 müssen Patienten am UKS keine Zusatzzahlung für die Durchführung Roboter-assistierter Eingriffe mehr bezahlen. Seither wurden an der Urologischen Klinik des UKS auch keine offenen Prostatakarzinom-Operationen mehr durchgeführt. Die Urologische Klinik des UKS ist somit die einzige Universitätsklinik in Deutschland, an der sämtliche Prostatakarzinom-Operationen Roboter-assistiert durchgeführt werden. Bis Ende Juni 2021 wurden in Homburg insgesamt 5084 Roboter-assistierte Prostatakarzinom-Operationen durchgeführt.

2008: Schrittweiser Aufbau und Weiterentwicklung eines Programms zur Durchführung Roboter-assistierter Niereneingriffe:

Bereits 2007 wurden erste Roboter-assistierte plastische Korrekturen von Nierenbeckenabgangsverengungen durchgeführt. Nächster Schritt war die Durchführung Roboter-assistierter radikaler Nierentumor-Operationen. Nachdem man sich mit diesem technisch vergleichsweise einfachen Eingriffen mit dem Roboter-assistierten Zugangsweg zur Niere vertraut gemacht hat, wurden schrittweise auch Programme zur Durchführung komplexeren Niereneingriffen aufgebaut. Dazu zählt als erstes die Durchführung der organerhaltenden Nierentumor-Chirurgie. Diese noch vor wenigen Jahren kontrovers diskutierte Operation hat trotz ihrer Komplexität während der letzten Jahre erheblich an Bedeutung gewonnen, denn es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die organerhaltende Operation die Heilungschancen der Patienten nicht verschlechtert, dafür aber im Vergleich zur Radikaloperation die Lebenserwartung und das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen günstig beeinflusst. Die Mitarbeiter des UKS sind deswegen besonders stolz, dass dieser technisch anspruchsvolle und immer wichtiger werdende Eingriff inzwischen in der Mehrzahl der Fälle Roboter-assistiert angeboten werden kann.

 

Zusammenfassend verfügt die Urologische Klinik des UKS über eine inzwischen 18 -jährige Erfahrung mit der Durchführung Roboter-assistierter Operationen. Die Urologische Klinik des UKS bietet deutschlandweit das breiteste Spektrum urologischer Roboter-assistierter Operationen an und ist die einzige Universitätsklinik, an der sämtliche Prostatakarzinom Operationen  prinzipiell Roboter-assistiert durchgeführt werden. Für die kommenden Jahre ist geplant, das operative Spektrum noch weiter auszubauen und die verfügbaren Operationsmethoden weiter zu verfeinern.

Deutsches DaVinci Zentrum – Klinik für Urologie und Kinderurologie

Univ.-Prof. Dr. Michael Stöckle

Klinikdirektor

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Fax +49 6841 - 16 - 24795

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Prof. Dr. Stefan Siemer

Stellv. Klinikdirektor

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