Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
SIRT / Radioembolisation selektive interne Radiotherapie
Prof. Dr. Samer Ezziddin

Selektive interne Radiotherapie (SIRT)

Bei der SIRT handelt es sich um eine moderne und effektive Form der Behandlung von Lebertumoren oder Lebermetastasen, die operativ nicht mehr behandelt werden können. Die SIRT wird gemeinsam von einem Nuklearmediziner und einem Radiologen durchgeführt.

 

Wie wird die SIRT durchgeführt?

Unter Durchleuchtung wird ein Katheter über die Leiste tumornah in die Leberarterie positioniert und hierüber eine radioaktive Substanz, die entweder an gewebeverträgliche Harzkügelchen (SIR-Spheres®) oder an Glaskügelchen (TheraSpheres®) gebunden ist, direkt in die tumorversorgenden Gefäße verabreicht. Die Kügelchen haben einen geringen Durchmesser von ca. 20-40 µm und verstopfen die feinsten Gefäße, die den Tumor versorgen. Die radioaktive Substanz, mit der die Kügelchen markiert sind, heißt Yttrium-90 (Y-90) und besitzt für diese Behandlung optimale Eigenschaften. Sie sendet hochenergetische Beta-Strahlung aus, die eine sehr hohe Strahlendosis im Tumor erzielt. Da diese Strahlung eine geringe Reichweite von <1 cm im Gewebe besitzt, werden das um den Tumor liegende, gesunde Lebergewebe sowie andere naheliegende Organe bei der SIRT geschont. Nach der Behandlung ist ein 48-stündiger stationärer Aufenthalt auf der speziell ausgestatteten Strahlenschutz-Station (RN-01) der Klinik für Nuklearmedizin erforderlich.

 

Wer stellt die Indikation zur SIRT?

Die Indikation zur SIRT wird gemeinsam von den behandelnden Onkologen, Nuklearmedizinern und Radiologen gestellt.


Welche Vorbereitung ist für die SIRT erforderlich?

Die Möglichkeit der SIRT-Behandlung wird zum einen auf ärztlicher Ebene abgeklärt. Zum anderen werden die Patienten in einem ausführlichen Vorgespräch über die Behandlung aufgeklärt und es wird eine unabdingbare Voruntersuchung stationär durchgeführt.

Die Vorbereitung für die SIRT umfasst folgende Punkte:

  • ausführliche Anamnese über die Erkrankung und die bisherige Behandlung
  • aktuelles Labor ( Leberfunktionsparameter, Blutbild, Tumormarker)
  • Durchführung einer Kernspintomographie/ Computertomographie der Leber
  • Durchführung einer Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zum Ausschluss von weiteren Metastasen außerhalb der Leber
  • Durchführung einer diagnostischen Angiographie (Gefäßdarstellung der Leberarterien) mit ggf. Verschluss von abführenden Gefäßen
  • Injektion einer schwach radioaktiven Testsubstanz (99mTc-MAA) und Durchführung einer planaren Szintigraphie zur Überprüfung des angiographisch durchgeführten Gefäßverschlusses

Welche Kontraindikationen gibt es zur SIRT ?

Es gibt relative und absolute Kontraindikationen, die sich je nach Wahl des radioaktiven Präparates für die Behandlung unterscheiden können:

Relativ:

  • Nachweis von kleineren Metastasen außerhalb der Leber
  • Volumen des Umgehungskreislaufs (Shuntvolumen) zwischen Leber und Lunge zwischen 10 und 20%,
  • partieller Verschluss der Pfortader

Absolut:

  • größere Tumorabsiedlungen außerhalb der Leber
  • deutlich eingeschränkte Leberfunktion mit/oder Nachweis von Bauchwassersucht (Aszites)
  • Volumen des Umgehungskreislaufs (Shuntvolumen)  zwischen Leber und Lunge > 20 %
  • vollständiger Verschluss der Pfortader


Welche Komplikationen oder Nebenwirkungen der SIRT sind bekannt?

Komplikationen nach und während einer SIRT sind insgesamt selten. Eine wesentliche Komplikationsmöglichkeit ist eine Implantation von radioaktiven Kügelchen außerhalb der Leber, z.B. in Magen- oder Darmwand. Dies kann beispielsweise zur Magenschleimhautentzündung oder sogar zu einem Magengeschwür führen. Im Falle eines Umgehungskreislaufs (Shunt) zwischen Leber und Lunge kann es zu einer strahlenbedingten Lungenentzündung kommen. Dieser Umgehungskreislauf wird allerdings mit Hilfe der Testsubstanz vor Durchführung der SIRT beurteilt. Allergische Reaktionen auf die Kügelchen sind bisher nicht beschrieben worden.


Wie läuft die SIRT ab?

Die SIRT umfasst folgende Schritte:

  • Indikationsprüfung durch die behandelnden Ärzte
  • Ausführliches Aufklärungsgespräch
  • Durchführung der vorbereitenden Untersuchungen und ggf der radiologischen Intervention an Leber- oder Tumorgefäßen (s.o.)
  • Stationäre Aufnahme und Durchführung einer erneuten Gefässdarstellung der Leberarterien (Angiographie). Hierbei Einbringen der Yttrium-beladenen Kügelchen
  • Kontrolle der Verteilung der Kügelchen mittels einer Szintigraphie
  • 48-stündiger stationäre Aufnahme auf einer speziell ausgestatteten Station (RN-01)

Ist eine Nachsorge nach SIRT erforderlich?

Die Nachsorge nach einer SIRT ist von hoher Bedeutung. Sie wird in Zusammenarbeit mit den überweisenden Kollegen und den Kollegen der hiesigen Gastroenterologie durchgeführt. Sie beinhaltet regelmäßige Laborkontrollen (Leberfunktion) sowie CT/ MRT Kontrollen zur Beurteilung des Therapieerfolges.


Wie oft
erfolgt die SIRT?

In der Regel einmalig an einem einzelnen Behandlungstag. In Einzelfällen kann bei Wiederauftreten von Leberveränderungen eine erneute SIRT notwendig sein.


Fallbeispiel II SIRT

60 jähriger Patient mit hepatisch metastasiertem Rektalkarzinom. Nach hepatischer Progression nach zwei Chemotherapien erhielt der Patient drei Zyklen der selektiven internen Radiotherapie (SIRT) gefolgt von einer Immuntherapie. Die große Tumorlast konnte durch die SIRT dramatisch reduziert werden mit einer vollständigen Remission nach Immuntherapie. Keine hämatologische Toxizität war festzustellen und die Lebensqualität konnte signifikant gesteigert werden. Das Therapiemonitoring erfolgte mittels 18F-FDG PET Bildgebung.

Welche Komplikationen oder Nebenwirkungen der SIRT sind bekannt?

Komplikationen nach und während einer SIRT sind insgesamt selten. Eine wesentliche Komplikationsmöglichkeit ist eine Implantation von radioaktiven Kügelchen außerhalb der Leber, z.B. in Magen- oder Darmwand. Dies kann beispielsweise zur Magenschleimhautentzündung oder sogar zu einem Magengeschwür führen. Im Falle eines Umgehungskreislaufs (Shunt) zwischen Leber und Lunge kann es zu einer strahlenbedingten Lungenentzündung kommen. Dieser Umgehungskreislauf wird allerdings mit Hilfe der Testsubstanz vor Durchführung der SIRT beurteilt. Allergische Reaktionen auf die Kügelchen sind bisher nicht beschrieben worden.


Wie läuft die SIRT ab?

Die SIRT umfasst folgende Schritte:

  • Indikationsprüfung durch die behandelnden Ärzte
  • Ausführliches Aufklärungsgespräch
  • Durchführung der vorbereitenden Untersuchungen und ggf der radiologischen Intervention an Leber- oder Tumorgefäßen (s.o.)
  • Stationäre Aufnahme und Durchführung einer erneuten Gefässdarstellung der Leberarterien (Angiographie). Hierbei Einbringen der Yttrium-beladenen Kügelchen
  • Kontrolle der Verteilung der Kügelchen mittels einer Szintigraphie
  • 48-stündiger stationäre Aufnahme auf einer speziell ausgestatteten Station (RN-01)

Ist eine Nachsorge nach SIRT erforderlich?

Die Nachsorge nach einer SIRT ist von hoher Bedeutung. Sie wird in Zusammenarbeit mit den überweisenden Kollegen und den Kollegen der hiesigen Gastroenterologie durchgeführt. Sie beinhaltet regelmäßige Laborkontrollen (Leberfunktion) sowie CT/ MRT Kontrollen zur Beurteilung des Therapieerfolges.


Wie oft
erfolgt die SIRT?

In der Regel einmalig an einem einzelnen Behandlungstag. In Einzelfällen kann bei Wiederauftreten von Leberveränderungen eine erneute SIRT notwendig sein.

Koordination Tumortherapien

Tel.: 06841/16-24594

Fax: 06841/16-1724594

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