Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Shunt-Implantation
Leitung: Prof. Dr. Joachim Oertel

Shunt-Implantation

Im Bereich der Hydrocephalus-Therapie bietet unsere Klinik alle etablierten Verfahren an. Das häufigste Therapieverfahren im Rahmen eines Hydrocephalus ist die Implantation eines Shuntsystems zur Ableitung von überschüssigem Hirnwasser (Liquor). Hierbei wird über ein Schlauchsystem eine Verbindung zwischen den Hirnwasserkammern (Ventrikeln) und einer Körperhöhle – z. B. dem Bauchraum (Peritoneum) – geschaffen. Zur Regulation der Abflussmenge sind Ventile in das Shuntsystem zwischengeschaltet. Die von uns verwendeten Ventile können speziell auf den Patienten programmiert bzw. eingestellt werden. Das heißt, über eine Einstellung der sog. Ventil-Druckstufen wird vorgegeben, wie viel Hirnwasser nach der Operation aus dem Gehirn ablaufen soll.

 

Links: Zu erkennen ist eine seitliche Röntgenaufnahme des Kopfes eines Hydrocephalus-Patienten mit modernem Shuntsystem. Dieses besteht aus einem sog. Ventrikelkatheter (1), welcher in die erweiterten Hirnkammern (nicht sichtbar) eingeführt wird. Der Ventrikelkatheter ist an ein sog. Sensor Reservoir (2) konnektiert, mit welchem Hirndruckwerte telemetrisch durch die geschlossene Haut auf ein Empfangsgerät übertragen werden können. Das Reservoir ist mit einer speziellen Punktions- und Pumpkammer (3) verbunden (sog. Control Reservoir). Hier kann jederzeit die Funktion des Shuntsystems überprüft werden. Ebenso kann in Notfällen eine Punktion der Kammer zur raschen Hirndrucksenkung erfolgen. Das Kernstück des Shuntsystems bilden die beiden verstellbaren Ventile (4 und 5), die den Abfluss des überflüssigen Hirnwassers regulieren. Das erste Ventil (4) bestimmt weitestgehend den Hirndruck im Liegen (proGAV – Ventil), während das zweite Ventil (5) die Druckverhältnisse in aufrechter Körperposition reguliert (proSA – Ventil). Letztlich wird das überschüssige Hirnwasser, das durch die beiden Ventile abdrainiert wird, über einen peripheren Katheter (6) in die Bauchhöhle oder den rechten Herzvorhof abgeleitet. Rechts: Darstellung der Ventileinheiten und des peripheren Katheters. Von oben nach unten erkannt man das Control-Reservoir, das proGAV-Ventil und das proSA-Ventil. Diese drei Einheiten haben jeweils die Größe eines 10 Cent - Stückes.

 

Röntgenbilder mit Darstellung des Shuntverlaufs im Bereich des Brustkorbs (Thorax) (links) und im Bereich des Bauches (Abdomen) (rechts).

 

Um das bestmögliche Therapieergebnis für den einzelnen Patienten zu erreichen, ist es zu jeder Zeit möglich, mit einem speziellen Magneten beliebig oft Umstellungen der Druckstufen über die geschlossene Kopfhaut vorzunehmen. Ein unbeabsichtigtes Verstellen mit normalen, handelsüblichen Magneten ist dabei nahezu ausgeschlossen. Durch die von uns etablierte Kombination von Langzeit-Hirndruckmessung (siehe oben) und Verwendung verstellbarer Ventile können insbesondere bei sehr schwierigen und komplexen Fällen hirndruckgesteuerte Ventileinstellungen zur Optimierung der Shunt-Therapie vorgenommen werden.