Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
  • Effekte
Leitung: Prof. Dr. Michael Böhm

Effekte der renalen Denervation

Nach dem Eingriff kommt es bei ca. 75% der behandelten Patienten zu einer deutlichen Blutdrucksenkung. Langzeituntersuchungen zeigen, dass dieser Effekt über einen Beobachtungszeitraum von mindestens 36 Monaten anhält.

Neben der Abnahme des Blutdrucks konnten aktuelle Untersuchungen feststellen, dass die renale Denervation auch einen günstigen Einfluss auf die Herzfrequenz, den Blutzucker- und Insulinhaushalt, die Herzdicke, die körperliche Belastbarkeit und die Lebensqualität haben kann.

 

Die bisher durchgeführten Studien schlossen jedoch keine „Scheinbehandlungsgruppe“ in die Untersuchung ein. Im Frühjahr 2014 wurden die Ergebnisse der US-amerikanischen Zulassungsstudie Symplicity HTN-3 veröffentlicht, welche sowohl in der Fach- als auch Laienpresse zu einer kontroversen Diskussion führten. Das Besondere an dieser Studie war, dass auch Patienten welche in die Kontrollgruppe gelost wurden, einen invasiven Eingriff - „eine sogenannte Scheinprozedur“ - erhielten. Bei jener Scheinbehandlung wurden die Patienten im Katheterlabor in Narkose versetzt und bekamen eine invasive Darstellung der Nierenarterien. Es wurde bis auf die Energieabgabe bei der renalen Denervation der Eingriff exakt imitiert. Nach der zufälligen Aufteilung von 535 Patienten in die zugehörige Gruppe, von denen 364 Patienten renal denerviert wurden, zeigte sich nach sechs Monaten eine Reduktion des systolischen Praxisblutdrucks von 14 mmHg in der renalen Denervation-Gruppe und eine Abnahme von 12 mmHg in der Scheinprozedurgruppe. Die Blutdruckunterschiede im Vergleich zum Ausgangsblutdruck waren jeweils signifikant, die Unterschiede zwischen den Gruppen allerdings nicht. Der primäre Studienendpunkt (Abstand der Streuung von ≥5 mmHg) wurde folglich verfehlt. Von besonderer Bedeutung war jedoch, dass die Anzahl an Komplikationen bzw. Nebenwirkungen des Eingriffs sich in beiden Gruppen nicht unterschieden hat. Es gibt eine Reihe an Kritikpunkten an der Untersuchung. So wurden beispielsweise die 364 Patienten der renalen Denervations-Gruppe von 111 Untersuchern behandelt, die nur wenig bis gar keine Erfahrung mit der Prozedur hatten. Des Weiteren wurde trotz der strikten Empfehlung im Protokoll die Blutdruckmedikation in den ersten sechs Monaten konstant zu halten, in 38% in der renalen Denervations-Gruppe und 40% in der Scheinprozedur-Gruppe Änderungen vorgenommen.

 

Ebenfalls im Jahr 2014 wurden auf dem Kongress des American College of Cardiology von Herrn Professor Dr. Böhm die Ergebnisse der bislang größten „Real-Life-Datenbank“, dem Global Symplicity Register, vorgestellt. Bei 1000 Patienten zeigte sich sechs Monate nach der Behandlung eine durchschnittliche Abnahme des systolischen Praxisblutdrucks um 12 mmHg. Hierbei war ein hoher systolischer Blutdruck zum Untersuchungszeitpunkt, für die Höhe der Blutdruckreduktion nach dem Eingriff, von besonderer Relevanz. Bei Patienten mit einem Praxisblutdruck >160 mmHg konnte beispielsweise eine Abnahme des systolischen Blutdrucks von 21 mmHg gemessen werden.

 

Trotz des erfolgreichen Einsatzes der renalen Denervation stellt diese jedoch keine Verfahren zur Reduktion der Anzahl blutdrucksenkender Medikamente, sondern vielmehr zur Reduktion von Risiko mit Bluthochdruck assoziierter Erkrankungen dar. Daher ist es auch notwendig, die bestehende medikamentöse Therapie nach dem Eingriff kontinuierlich fortzuführen. Lediglich bei ungefähr 20% der Patienten konnte in den Zulassungsstudien, aufgrund von Schwindel und Unwohlsein in Zusammenhang mit Blutdruckwerten systolisch kleiner 120 mmHg, die Anzahl der einzunehmenden Medikamente reduziert werden.

 

Abschließend bleibt zu erwähnen, dass wir in unserer Klinik alle Patienten im Rahmen von klinischen Studien behandeln. Dies gilt zum einen der Verbesserung des Behandlungsablaufs und -erfolgs, vor allem jedoch, der Sicherheit unserer Patienten, da durch die Teilnahme an einer klinischen Erhebung eine regelmäßige und konsequente Nachsorge garantiert wird.

 

Wir freuen uns, Sie in unserer Ambulanz begrüßen zu dürfen. Im Rahmen einer „Screeningvisite“ prüfen wir die aktuelle Therapie anhand eines auf jeden Patient individuell abgestimmten Behandlungsalgorithmus und nehmen uns gerne Zeit, weiterführende Fragen zu beantworten.

Terminvereinbarung

Velten, 
Anne
Sekretariat Bluthochdrucktherapie (Geb. 41.1)
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Velten Anne