Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Urogynäkologische Sprechstunde
Leitung: Prof. Dr. E.-F. Solomayer

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Infobroschüre zur
Uro-Gynäkologischen Sprechstunde

Herzlich willkommen in der
Kontinenz- und Beckenboden-Sprechstunde

Es wird geschätzt, dass bis zu 8 Millionen Frauen in Deutschland unter der Senkung der weiblichen Genitalorgane oder an einer Harninkontinenz leiden. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch deutlich größer. Das Risiko einer solchen Erkrankung steigt mit fortschreitendem Alter, kann aber auch bei jungen Frauen auftreten. Betroffene Frauen erleiden eine große Einbüße der Lebensqualität, da diese Krankheitsformen bei allen Tätigkeiten allgegenwärtig sind. Eine Großzahl der Erkrankten zögert bei der Suche nach entsprechender ärztlicher Abhilfe, obwohl die moderne Medizin eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten bietet. Lassen Sie es nicht soweit kommen, dass die Krankheit über ihr Leben bestimmt! Das Kontinenzzentrum der Frauenklinik in Homburg möchte diesen Frauen zur Seite stehen und mit neuen diagnostischen und operativen Methoden in den meisten Fällen eine komplette Heilung und in den restlichen eine deutlich bessere Lebensqualität ermöglichen.

Die Betreuung von komplexen Fällen der Funktionsstörung der Blase oder des Darms erfolgt in Kooperation mit der Klinik für Urologie und der Klinik für Chirurgie. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit wird durch unsere spezialisierte Sprechstunde in der Urogynäkologie der Frauenklinik in Homburg koordiniert, um den betroffenen Frauen eine optimale Beratung zu gewährleisten

Unsere Spezialgebiete sind

• Alle Formen der Harninkontinenz (unwillkürlicher Urinverlust)
• Senkung der Beckenbodenorgane (Gebärmutter, Blase oder Darm)
• Erschwerte Miktion oder Defäkation (Probleme beim Entleeren der Blase oder des Darms)
• Rezidivierende Harnwegsinfekte
• Vesicovaginale und rectovaginale Fisteln

• Viele Formen der Beschwerden beim Geschlechtsverkehr

• Behebung von Beschwerden nach vorausgegangener Operation oder nach geburtshilflichen Verletzungen.


Wir verfügen in unserem Kontinenzzentrum über einen modernen urodynamischen Messplatz mit einem Ultraschall für eine optimale und, falls notwendig, 3-Dimensionale Darstellung der Beckenorgane. Das Therapiespektrum umfasst alle operativen und nichtoperativen Verfahren, die in Deutschalnd oder international anerkannt sind. Falls eine operative Therapie notwendig ist, erfolgt diese in der Regel vaginal (über die Scheide) oder laparoskopisch (minimalinvasiv durch eine Bauchspiegelung). Nur äußerst selten ist ein Eingriff durch einen Bachschnitt notwendig.

Dr. med. Norbert Maczo

 

Leistungsspektrum der Beckenboden-Sprechstunde

Formen und Ursachen der Harninkontinenz

Harninkontinenz bedeutet unwillkürlicher Urinverlust. Um die richtige Behandlung einzuleiten, muss zuerst die spezielle Form der Harninkontinenz  diagnostiziert werden.

Belastungsinkontinenz: Der Anstieg des Druckes im Bauchraum unter körperlicher Anstrengung wie Husten, Niesen, Heben, oder Sport führt zu unwillkürlichem Urinabgang.

Überaktive Blase: Kann mit und ohne Dranginkontinenz vergesellschaftet sein und zeichnet sich durch eine zu empfindliche Blase aus. Dadurch entsteht ein teilweise schmerzhafter nicht unterdrückbarer Drang, der in manchen Fällen auch zu Urinverlust führt. Die Betroffenen müssen häufig auf die Toilette, was in vielen Fällen auch die Nachtruhe stört.

Mischinkontinenz: In vielen Fällen liegt eine Kombination beider Formen vor, das heißt Drang- und Belastungsinkontinenz.


Ursachen

Verschiedene Ursachen können für den unwillkürlichen Harnverlust verantwortlich sein. Die gleichen Ursachen  können aber auch zum Tiefertreten (Senkung) von Harnblase, Gebärmutter und Enddarm führen. Beide Krankheitsformen, die Inkontinenz und die Senkung können in vielen Fällen gleichzeitig auftreten.


Ursachen können folgende sein

  • Vaginale Geburten mit Beschädigung des Bindegewebes und des Halteapparats unter der Harnröhre oder Verletzung der Beckenbodenmuskulatur
  • Angeborene Bindegewebsschwäche
  • Geringe weibliche Sexualhormone, z.B. nach den Wechseljahren.
  • Chronische Belastung des Beckenbodens durch Übergewicht, schwere körperliche Tätigkeit, Asthma, oder chronische Verstopfung

Diagnostik

Eine genaue Diagnose wird benötigt um Ihnen die optimale Therapie zu empfehlen. Hierzu müssen wir einige schmerzfreie Untersuchungen an Ihnen durchführen. Nach einem persönlichen Gespräch wird ein spezieller Ultraschall durchgeführt bei dem wir mit Hilfe die Funktion Ihres Beckenbodens sowie Lageveränderungen der Blase und der Harnröhre beim Husten und Pressen untersuchen.

Anschließend findet ein umfangreiches Beratungsgespräch über die optimalen Behandlungsmöglichkeiten statt – Wenn Sie es wünschen, kann eine Person Ihres Vertrauens daran teilnehmen.

Therapie der Harninkontinenz

In vielen Fällen ist eine nichtoperative sogenannte „konservative“ Therapie möglich. In manchen Fällen jedoch kann eine operative Korrektur notwendig sein.

Konservative Therapie

Wann immer möglich sollte diese Therapieoption wahrgenommen werden. Einige Formen dieser Behandlung:

  • moderne Vaginalpessare
  • lokale Anwendung weiblicher Sexualhormone in Form von Creme oder Vaginalzäpfchen.
  • Beckenbodengymnastik unter fachlicher Anleitung
  • Elektrostimulation, mit oder ohne Biofeedback
  • Medikamente, die die Blase entspannen und die Hahnröhre verstärken.
  • Toilettentraining

Für jede Patientin wird ein persönlicher und maßgeschneiderter Therapieplan erstellt, der die besondere Situation der Patientin berücksichtigt.


Operative Therapie

Ob eine Operation erforderlich ist wird im gemeinsamen Gespräch erörtert. Es bestehen verschiedene Therapieoptionen, die verschiedenen Methoden werden im Folgenden erläutert:
Die suburethralen Bänder (TVT , TOT und TVT-O):

Im Volksmund oft „das Bändchen“ genannt bietet diese Operationsmethode bei kurzer Operationszeit, und einem eintägigen stationären Aufenthalt eine moderne, fast narbenfreie Operationsmethode mit einer Erfolgsrate von über 90%. Dabei steht TVT für "Tension Free Vaginal Tape" - ein spannungsfrei eingelegtes, synthetisches Band, das die Harnröhre im mittleren Bereich stützt, so dass der ungewollte Urinabgang verhindert wird. Diese Operationsmethode gibt es in verschiedenen Varianten, die kleine Unterschiede aufweisen. Aus diesem Grund muss die passende Therapie für jede Patientin individuell gewählt werden.

 

Die Kolposuspension nach Burch:

Bei einer Kolposuspensionsoperation wird das Gewebe, das den Blasenhals umgibt, mittels Fäden am straffen Bindegewebe hinter dem Schambein aufgehängt. Das gewährt eine dauerhaft   stützende Funktion für die Harnröhre und kann somit den unwillkürlichen Urinverlust beheben. Die Heilungserfolge liegen bei über 90%  Prozent bei Erstoperierten. Dieser Eingriff kann als Einzeltherapie oder in Verbindung mit anderen Operationen kombiniert werden, wenn die Notwendigkeit besteht. Während in den meisten Kliniken in Deutschland dieser Eingriff durch einen kleinen Bauchschnitt erfolgt, wird er in der Uniklinik in Homburg  dank minimal-invasiver Technik sehr schonend durch die Schlüsselloch-Chirurgie (Laparoskopie) durchgeführt.


Die Injektion von Bulkamid:

Selbst in sehr schwierigen Fällen, in denen die Form der Harnröhre oder die Beschaffenheit des anliegenden Bindegewebes nicht für die oben genannten Therapieoptionen geeignet sind, wie zum Beispiel bei sehr kurzer Harnröhre nach vorausgegangenen Operationen oder bei Tumorpatientinnen, die eine Bestrahlung in dieser Region erhalten hatten, kann diese Methode eine Linderung der   Harninkontinenz bewirken.

Bei dieser Operation handelt es sich um einen Eingriff, der unter lokaler Betäubung erfolgt, ohne dass eine Vollnarkose notwendig wird. Hierbei wird ein Gel direkt in die Harnröhrenwand gespritzt. Dieser sehr schonende, kurze und schmerzfreie Eingriff bietet eine gute Behandlungsmöglichkeit in schwierigen Fällen.

Therapie der überaktiven Blase

Die Behandlung der überaktiven Blase setzt dort an, wo die Ursache liegt. Die meisten Formen der überaktiven Blase können durch Medikamente in Form von Tabletten/ Dragees/ Kapseln oder Pflaster behandelt werden. Die medikamentöse Therapie hat zum Ziel, den überfallartigen Harndrang zu beseitigen und das Fassungsvermögen der Blase zu erhöhen und die Toilettengänge dadurch zu reduzieren.

Zusätzlich kann die vaginale Elektrostimulation in vielen Fällen hilfreich sein und zur Linderung der Beschwerden beitragen. In den Fällen, in denen keine Besserung durch die konservative Therapie erreicht werden kann, können folgende operative Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz kommen:


Methoden der apikalen Fixierung:

In manchen Fällen liegt eine Senkung im Bereich der Scheidenkuppe vor, was als apikaler Descensus beschrieben wird. Dieser kann zu einer Veränderung der Lage des Blasenhalses im kleinen Becken führen und somit ein verstärktes Drangefühl hervorrufen. In solchen Fällen kann die überaktive Blase durch die Behebung der apikalen Senkung behandelt werden. Dies kann durch verschiedene operative Eingriffe erfolgen.


Sakrale Neurostimulation (Blasenschrittmacher)

Mit der sakralen Neurostimulation, der Blasenschrittmacher-Implantation, kann sowohl die überaktive Blase als auch die Basenentleerungsstörung therapiert werden. Die sakrale Neurostimulation verändert die Funktion der nervalen Versorgung der Blase und kann somit den Drang reduzieren. Der Eingriff erfolgt in zwei Schritten, in der ersten, der sogenannten Testphase, werden die Sakralnerven, welche die Blase versorgen vorübergehend stimuliert. Dies dient dazu, die Patientinnen, die für eine dauerhafte Stimulation in Frage kommen, herauszufinden. Dieser Eingriff erfolgt in lokaler Betäubung. Wenn sich die Beschwerden nach der ersten Operation deutlich verringern, kann die zweite Operation erfolgen. In dieser wird der Neurostimulator (dauerhafte Schrittmacher) in der Gesäßregion implantiert.


Injektion von Botulinumtoxin A

In diesem Eingriff kann über eine Blasenspiegelung die Injektion von Botulinumtoxin A (z.B. Botox) in die Blasenwand vorgenommen werden. Dadurch werden die Reizungen im Blasenmuskel gehemmt und der Drang unterdrückt. Die Wirkdauer beträgt 8-12 Monate.

Formen und Symptome der Senkung

Formen

Wenn die Muskeln und das elastische Bindegewebe am Beckenboden Ihre Spannung verlieren, kommt zu einer fehlenden Unterstützung der weiblichen Organe. Dadurch können diese Organe tiefer treten und im schlimmsten Fall vor dem Scheideneingang sichtbar werden.


Je nach Ort der Senkung spricht man von folgenden Formen:

Senkung der Blase(Cystocele)
Dies kann zu Problemen bei der Entleerung der Blase führen und eine inkomplette Entleerung bewirken. Andererseits kann diese Form der Senkung auch mit unwillkürlichem Harnverlust oder mit einer überaktiven „nervösen“ Blase einhergehen.

Senkung der Gebärmutter
Wenn die straffen Bänder, die die Gebärmutter im Becken aufhängen schwach werden, kann es zu dieser Form der Senkung kommen.

Senkung der Scheide
Nach Entfernung der Gebärmutter kann sich die Scheidenkuppe senken, was einen so genannten Scheidenblindsackprolaps zur Folge hat.

Senkung des Enddarms (Rektocele)
Dies kann zu Problemen bei der Entleerung des Darms führen und eine erschwerte Entleerung bewirken

Symptome

Die betroffenen Frauen klagen über ziehende Unterbauch- oder Rückenschmerzen, Fremdkörpergefühl in der Scheide, Druckgefühl nach unten im Bereich der Scheide, wiederkehrende Blasenentzündungen, Probleme beim Stuhlgang und Beschwerden beim Geschlechtsverkehr.

Die Beschwerden sind abhängig von dem Ausmaß und Lokalisation der Senkung. Die Beschwerden nehmen im Laufe des Tages mit zunehmeder Tätigkeit zu und bessern sich bei Ruhe und über Nacht. Verschließt die Scheide ungenügend, werden Entzündungen begünstigt und es kommt vermehrt zu einem Ausfluss. Durch die Ständige Reibung der gesenkten Gebärmutter, Scheide oder Blase mit der Kleidung können sich an den Kontakt-flächen Geschwüre bilden.

Ansprechpartner Urogynäkologische Sprechstunde

Oberarzt
Dr. med Norber Maczo
norbert.maczo @uks.eu

Molnar Istvan

Facharzt
Dr. med. Istvan Molnar
istvan.molnar @uks.eu

Korac Leida

Assistenzärztin
Leida Korac
leida.korac @uks.eu

Terminvereinbarung
Montag bis Freitag
nach telefonischer Absprache
Telefon 0 68 41 - 16 - 2 81 34