Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Curriculum Herzchirurgie
Leitung: PD Dr. med. Gloria Färber

Curriculum Weiterbildung Herzchirurgie

 

Worum geht es?


Ziel der Weiterbildung für Herzchirurgie ist es, die Chirurgin/den Chirurgen für die eigenständige Praxis der Herzchirurgie vorzubereiten und auszubilden. Ultimatives Ziel der Weiterbildung ist es somit, die/den Chirurgin/en auf ein Kompetenzniveau zu bringen, auf dem sie/er

  1. selbständig Herzchirurgie praktizieren kann und
  2. eine Basis besitzt für die Weiterentwicklung in herzchirurgischen Spezialgebieten und/oder die Erarbeitung eines eigenen wissenschaftlichen Profils.

Nach Tirone David (Presidential Address beim AATS Kongress 2005) braucht der Chirurg für seine Praxis 5 wichtige Fähigkeiten: Wissen, Urteilsvermögen, Präzision (nach DeBakey attention to detail), Geschicklichkeit und Caring, d.h. Sorgen um und Verantwortung für den Patienten. Allgemein formuliert ist der Kerninhalt der Weiterbildung zum Herzchirurgen der Erwerb dieser Fähigkeiten. Da nicht alle Menschen gleich sind (G. Orwell), hängt der individuelle Schwerpunkt der Weiterbildung ab von der jeweiligen Ausgangssituation.


Was muss gelernt werden, wie kann es gehen?

Prinzipiell besteht der Weg zum Herzchirurgen, aber auch die Praxis der Herzchirurgie nach Erwerb der Facharztbezeichnung aus Lernen. Lernen ist ein (lebenslanger) aktiver Prozess, der vom Lernenden ausgehen muss. Die genannten 5 Fähigkeiten müssen erworben bzw. erlernt werden.

Adäquate medizinische Grundkenntnisse müssen vorausgesetzt werden. Vorausgesetztes Wissen

beinhaltet z.B. die normale Anatomie von Herz und großen Gefäßen, die Physiologie des Herz- Kreislaufsystems und die Grundlagen der Anatomie und Physiologie erworbener Herz-/Gefäßerkrankungen. Wesentliche Aspekte der kardiovaskulären Pharmakologie sind vor allem für die Intensivbehandlung wichtig. Durch Lesen der fachspezifischen Zeitschriften kann und soll der werdende Chirurg auch während der Weiterbildungszeit seinen Horizont erweitern. Für spezifische Fragestellungen können verschiedene Bücher einen kurzen oder auch detaillierten Ein- und Überblick bieten. Der Lerneffekt wird dann optimiert, wenn Lehre und Anleitung mit aktivem Lernen kombiniert werden. Gezielte Fragen und Diskussionen im Team helfen, das Wissen zu strukturieren.

Speziell für die Herzchirurgie können die Lerninhalte definiert werden als chirurgische Technik und ihre spezifische Anwendung an Herz und großen Gefäßen. Die Intensivmedizin ist ein wesentlicher Bestandteil der täglichen Praxis. Manuelle Tätigkeiten beinhalten das Anlegen arterieller/venöser Zugänge, die Intubation, chirurgische Technik oder Echokardiographie. Aufbauend auf diese Basis folgt dann die Durchführung verschiedener Operationen. Optional kann auch die Behandlung ungewöhnlicherer Krankheitsbilder durch spezielle Eingriffe (z. B. Kinderherzchirurgie, Transplantation, Aortenchirurgie, PTE) zusätzlich erlernt werden.


Welche Rolle spielt der Lehrer?

Die Rolle eines Lehrers oder Lehrenden besteht darin, den Weg zu zeigen oder zu führen und Hilfestellung zu leisten. Der Lehrende kann und soll die Richtung des Wissenserwerbs steuern, er hilft bei der Verarbeitung des Wissens auf dem Weg zu Urteilsvermögen. Für das Erlernen von Präzision in Entscheidungen und chirurgischer Technik sind Vorbild, Anleitung und Kontrolle durch einen Lehrer von zentraler Bedeutung. Ähnliches trifft auf das ?Caring? zu, d.h. der Übernahme von Verantwortung im Sorgen um den Patienten. Die Rolle des Lehrenden ist somit als Vorbild, Anleitung und Kontrolle eine wichtige in der Begleitung des Lernenden bei dessen aktiven Erwerbs von Wissens und Fähigkeiten. Der Lehrer kann jedoch kein Ersatz für aktives Lernen sein. Es kann nicht oft genug betont werden, dass Lernen ein aktiver Prozess ist.


Welche Hilfestellung kann die Struktur einer weiterbildenden Institution bieten?

In unserer Klinik existieren verschieden strukturelle Institutionen, die das Lernen erleichtern sollen. Hierzu gehört auch eine Evaluation des bzw. Rückmeldung hierzu.


Unsere Hilfestellung :

  • Anleitung beim Erlernen manueller Tätigkeiten
  • Regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen
  • Diskussion in regelmäßigen Konferenzen
  • Diskussion und Anleitung am Einzelfall
  • Betreuung des Patienten durch den kompletten Behandlungsverlauf im Teamsystem (angelehnt an angelsächsisches Modell)
  • Mentoring im Teamsystem
  • Workshops im ?wetlab? (exp. Chirurgie) 2 mal jährlich (17.9.2005, 3.2006)
  • Regelmäßige Evaluierung des Lernerfolgs durch MC und praktische Evaluation
  • Beurteilung mit Gespräch 1x/Jahr
  • Regelmäßige Evaluierung der Lehrenden

Warum diese Ausführungen?

Im April 2005 ist für das Saarland die neue Weiterbildungsordnung in Kraft getreten, mit der die Weiterbildung in der Herzchirurgie, aber auch in einigen anderen chirurgischen Disziplinen geregelt wird. Ausgang für eine Neufassung der Weiterbildung war die Erkenntnis, dass die bisherige Struktur in einigen Aspekten Raum für Verbesserung ließ. Mit den folgenden Ausführungen soll skizziert werden, wie sich diese neue Weiterbildungsordnung in der Herzchirurgie und auch im Kontext der fachlich benachbarten Fächer konkret auswirkt. Zusätzlich haben wir uns bemüht, Weiterbildungsinhalte über den Wortlaut der Ordnung hinaus zu spezifizieren.