Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Dialysezugänge
Leitung: Prof. Dr. Matthias Glanemann

Shunt-Referenzzentrum

Unser Konzept bei Shuntanlagen

1. Shunt-Erstanlagen (av-Fistel / av-Shunt)

a) av-Fisteln
Bei Shunt-Erstanlagen wird, wenn irgend möglich, eine native arterio-venöse Fistel (av-Fistel) angelegt, d.h. eine Direktverbindung zwischen körpereigener Vene und Arterie (Schlagader). Abb. 1

In diesem Fall befindet sich kein Fremdmaterial im Körper, das Infektionsrisiko ist damit gering und die Offenheitsrate ist besser als bei anderen Hämodialysezugängen.
Je nach Venenverhältnissen wird versucht die av-Fistel so handgelenksnah wie möglich, am nichtführenden Arm anzulegen. Manchmal gibt es aber nur geeignete Venen in Höhe der Ellenbeuge oder am führenden Arm, oder sehr tief liegende Venen am Oberarm, die in einem zweiten Eingriff hochverlagert werden müssen. Auch wenn die Anlage solcher Fisteln manchmal etwas aufwändiger sein kann, sollte die av-Fistel einem Kunststoffshunt vorgezogen werden, da die Offenheitsrate von Shunts mit körpereigenem Material besser und die Infektionsrate geringer ist.
 

Abb.1: native av-Fistel handgelenksnah

Alle diese Shuntformen benötigen eine gewisse Reifungszeit und können nicht gleich für die Dialyse verwendet werden. Ist abzusehen, dass eine Dialyse schon vor Ausreifen des Shunts nötig ist, dann wird zeitgleich mit der Shuntanlage auch die Anlage eines getunnelten Dialysekatheters durchgeführt, so dass damit der Patientin/dem Patienten ein zusätzlicher OP-Termin erspart wird.
 
b) av-Shunt
Manchmal ist es unumgänglich bei fehlenden geeigneten Venen einen Kunststoffshunt anzulegen. Diese sind in der Regel aus speziell gefertigtem Gore-Tex (Polytetrafluorethylen, PTFE), können am Oberarm, seltener am Unterarm, in gerader Form oder als Schleife („Loop“) angelegt werden. Die Punktion dieser Prothesen ist in der Regel nach ca. 2 Wochen möglich.  Spezialprothesen können am Folgetag der Operation bereits zur Dialyse verwendet werden
 

Abb. 2: PTFE-Prothese („Venaflo“, Fa. Bard)

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Abb. 3: gerader Oberarm-Prothesenshunt

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Abb. 4: Oberarmloop mit PTFE-Prothese

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Abb. 5: Unterarmloop mit PTFE-Prothese

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2. Seltene Shuntvarianten

Neben den o.g. Standard av-Fistel- oder Prothesenshuntanlagen bieten wir aber auch bei komplexer Gefäßanatomie seltene Shuntvarianten an wie z.B.:

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Subclavialoops (bei Bedarf auch arterio-arteriell)

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Vena saphena- oder Prothesenloops am Oberschenkel

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Hybridprothesenshunts wie der „HerO- Graft® im Falle von zentralen Venenverschlüssen

Der HeRO Graft® umgeht die Verschlüsse in den zentralen Venen und besteht aus zwei Teilen:
Einem verstärkten Schlauch, der Blockaden in Venen umgeht.
Und einem Dialysetransplantat, das an eine Arterie genäht wird und zur Dialyse punktiert werden kann.

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3. Interventionelle Shuntanlage mit dem Ellipsys®-system

In ausgewählten Fällen können wir auch die Shuntanlage über ein ultraschallgesteuertes Katheterverfahren anbieten, dem sog. Ellipsys®-System.
Hierbei erfolgt ultraschallgesteuert die Punktion von Vene und Arterie in der Ellenbeuge, sodann werden die Gefäße durch eine Druckplatte angenähert und durch einen thermischen Reiz wird eine Verbindung beider Gefäße hergestellt, der sog. Shunt.

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4. Behandlung von Shuntverschlüssen

Shuntverschlüsse sind Notfälle und werden so schnell wie möglich (in der Regel innerhalb von 24-48 h) operiert, um eine Katheteranlage und damit unnötige Komplikationen für den Patienten zu vermeiden.
Es ist jeden Tag rund um die Uhr ein Facharzt für Gefäßchirurgie im Rufdienst. Auch komplexe Revisionen und Interventionen können jederzeit durchgeführt werden.
Oberste Priorität hat bei uns der Shunterhalt und Vermeidung einer Katheteranlage, auch wenn dies nicht immer möglich ist. Es besteht bei Behandlung von Shuntverschlüssen eine enge Kooperation mit den Kollegen der interventionellen Radiologie. Je nach Befund kann auch eine interventionelle Shunteröffnung erfolgen.
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Fazit: Dialysezugänge am UKS

  • alle hier vorgestellten Dialysezugänge können am UKS angelegt werden
  • die Art des Dialysezugangs wird interdisziplinär besprochen und auf den Patienten individuell zugeschnitten
  • bei Bedarf ist auch eine simultane Demerskatheter- und Shuntanlage möglich
  • für Notfälle (Shuntverschlüsse, Infektionen o.ä.) ist immer ein Gefäßchirurg im Rufdienst
  • Shuntverschlüsse sind Notfälle und werden innerhalb von 24-48 h operiert, um eine Katheteranlage zu vermeiden
  • Vorstellung von ambulanten Patienten täglich in der chirurgischen Ambulanz möglich (Gebäude 57, Schalter B, mit Überweisung), vorzugsweise in der Gefäß-und Shuntsprechstunde dienstags zwischen 8.00 und 14:00Uhr

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Wir hoffen, wir konnten Ihnen einen kleinen Einblick geben und stehen für jegliche Fragen rund um Dialysezugänge gerne zur Verfügung!