Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes
Lebertransplantation
Leitung: Prof. Dr. Matthias Glanemann

Lebertransplantation

Die erste Lebertransplantation weltweit wurde 1963 in Denver durch T.E. Starzl durchgeführt. Seit dieser Zeit wurden rund 40.000 Lebertransplantationen durchgeführt. Die Lebertransplantation ist an spezielle Transplantationszentren gebunden. Unsere Abteilung zählt zu einem der 24 deutschen Lebertransplantationszentren.

 

Welche Patienten benötigen eine neue Leber?

Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ, für das es nicht ? wie zum Beispiel für die Niere ? ein Ersatzverfahren gibt. Deshalb kommt im Endstadium einer Lebererkrankung generell nur mehr eine Transplantation in Betracht. Am häufigsten werden Patienten mit schwerer Leberzirrhose, meist mit Hepatitis B oder C Infektion und ehemalige Alkoholiker, transplantiert. Ein ebenfalls recht häufiger Grund sind Patienten mit Leberkrebs (nicht Lebermetastasen!), wobei hierbei der Tumor nicht zu weit fortgeschritten sein darf (Wachstum über die Leber hinaus, ein Tumorherd < 5 cm bzw. maximal 3 Herde < 3 cm). Selten wird eine Lebertransplantation bei Stoffwechselerkrankungen (Hämochromatose, Morbus Wilson, Alpha-1-Antitryspsinmangel) oder Vergiftungen (Paracetamol, Knollenblätterpilz) notwendig.

 

Wann ist der ideale Zeitpunkt für eine Transplantation?

Der dramatische Mangel an Organspendern zwingt dazu, den idealen Zeitpunkt für eine Transplantation zu bestimmen. Mit Hilfe von verschiedenen Formeln kann die Prognose von Patienten mit Lebererkrankungen berechnet werden. Hier gehen vor allem Laborwerte (Bilirbuin, Quick, Kreatinin) aber auch das Vorliegen von Bauchwasser oder Störungen der Gehirnfunktion mit ein. Ist die Prognose von Patienten noch sehr gut, ist eine Lebertransplantation noch nicht notwendig. Ist die Prognose hingegen sehr schlecht, macht auch eine Transplantation keinen Sinn mehr bzw. ist aufgrund des Organmangels nicht mehr zu verantworten. Damit der richtige Zeitpunkt bestimmt werden kann, ist es notwendig, dass die Patienten sich rechtzeitig mit dem Transplantationszentrum in Verbindung setzen und sich auch in engmaschiger Anbindung befinden. Nur so kann bei einer sich anbahnenden Verschlechterung der Lebererkrankung rechtzeitig die Initiative zur Aufnahme auf die Transplantationswarteliste erfolgen. Leider werden immer wieder Patienten zu spät dem Transplantationszentrum vorgestellt, dass die Zeit auf der Warteliste nicht mehr ausreicht, und die Patienten auf der Warteliste versterben.

 

Wie geht eine Transplantation vonstatten?

Für Deutschland erfolgt die Verteilung von Organen für die Transplantation über eine Zentrale in Holland (Eurotransplant). Dort liegt auch eine aktuelle Patientenwarteliste jedes Transplantationszentrums vor. Im Falle der Lebertransplantation erfolgt die Entnahme und die Transplantation häufig durch zwei verschiedene Teams. Die Entnahme einer Spenderleber wird durch das Team des nächstgelegenen Transplantationszentrums durchgeführt. Dann erfolgt die Zuteilung durch Eurotransplant gemäß den Kriterien der Dringlichkeit und der Wartezeit. Die Spenderleber wird bei der Entnahme mit kalter Konservierlösung ausgespült und ist somit gut 12 Stunden haltbar. Die Standardtechnik bei der Lebertransplantation ist die vollständige Entnahme der erkrankten Leber und Implantation der Spenderleber an gleicher Stelle (orthotop).

 

Komplikationen nach Lebertransplantation

Frühphase (1.-5. Tag)

  • Hyperakute Abstoßung (bedingt durch präformierte Antikörper bei Blutgruppenunverträglichkeit, meist erneute Transplantation notwendig)
  • Verschluss der Leberarterie
  • Verschluss der Pfortader
  • Verschluss der Lebervenen oder der unteren Hohlvene
  • Primäres Transplantatversagen (Konservierungsschaden)

 

Tag 5-30 nach Transplantation

  • Akute Abstoßung: Akute Abstoßungsreaktionen nach Lebertransplantation sind in der Regel deutlich milder als bei anderen Organen. Trotzdem ist die lebenslange Einnahme immunsupprimierender, d. h. das körpereigene Abwehrsystem unterdrückender, Medikamente notwendig. Die Diagnose der akuten Abstoßung erfordert eine Leberpunktion und Untersuchung des entnommenen Lebergewebes unter dem Mikroskop. Hierbei findet man eine Entzündung in den Pfortaderästen, einen Untergang der Gallengänge und eines Entzündung der Gefäßwandzellen der Lebenvenen.
  • Galleleckage
  • Eingeschränkte Transplantatfunktion (Konservierungsschaden)

 

Nach Tag 30 postoperativ

  • akute Abstoßung
  • chronische Abstoßung (selten vor Monat 3, meist nach Monat 6), oft schleichender Beginn mit ansteigenden Leberwerten. In der mikroskopischen Untersuchung des entnommenen Lebergewebes unter dem Mikroskop sieht man einen Verlust der kleinen Gallengänge
  • Gallengangsvernarbungen und ? einengungen, z.B. nach spät auftretenden Verschlüssen der Leberarterie (ischemic biliary type lesions)
  • Hepatitis durch CMV-, EBV-, HSV- und Adenoviren
  • Wiederauftreten der Grunderkrankung, insbesondere bei der Hepatitis C. Die Hepatitis C tritt bei fast allen Patienten auch nach Transplantation wieder auf und führt bei 30% der Patienten zu schweren Störungen der Transplantatfunktion.

 

Wie sind die Langzeitergebnisse nach Lebertransplantation?

Die 1-Jahresüberlebensraten liegen heute bei 90%, die 5-Jahresüberlebensraten in Abhängigkeit zur Grunderkrankung weltweit zwischen 55 und 70%. Es wurden bereits Überlebenszeiten von weit mehr als 20 Jahren erzielt.

Lebertransplantation

Leiter der Sektion Lebertransplantation

Dr. Dr. med. Jonas Roller
Tel.: 0 68 41 / 16 - 2 25 15

Publikationsverzeichnis

 

Informationsflyer Lebertransplantation