Festakt auf dem Homburger Campus: 75 Jahre Universität des Saarlandes / Lange Nacht der Wissenschaften
Festakt auf dem Homburger Campus: 75 Jahre Universität des Saarlandes
„Zwei Standorte – eine Universität“ war das passende Motto für den Festakt zum 75-jährigen Jubiläum der Universität des Saarlandes (UdS) auf dem Homburger Campus. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher waren der Einladung am 23. Juni 2023 gefolgt und feierten zusammen das Jubiläum am Homburger Standort im Zentralen Hörsaalgebäude. Die Veranstaltung war in die 60. Homburger Hochschulwoche eingebettet und fand kurz vor der Langen Nacht der Wissenschaften statt, die traditionell jeweils am Freitag den Höhepunkt der Festwoche bildet. Bereits zu Beginn stießen die geladenen Gäste auf einem Sektempfang an: Minister und Staatssekretäre, Landtags- und Bundestagsabgeordnete, Politikerinnen und Politiker aus der Region, Vertreterinnen und Vertreter von UdS und des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS), Ehemalige sowie zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von UdS und UKS waren vor Ort und feierten gemeinsam.
Festakt am 23.06.2023 v.l.n.r.: Prof. Dr. Thomas Fuchs-Buder, Michael Forster, Prof. Dr. Jennifer Diedler, Minister Dr. Magnus Jung, Prof. Dr. Annemarie Matusche-Beckmann, Minister Jürgen Barke, Prof. Dr. Manfred Schmitt, Prof. Dr. Michael D. Menger (Foto: Jörg Pütz)
Den Festakt eröffnete der Dekan der Medizinischen Fakultät Prof. Dr. Michael D. Menger. Gewohnt amüsant und kurzweilig übernahm er nicht nur die Begrüßung, sondern auch die Moderation der Veranstaltung. Es überraschte nicht, dass er gleich mit einem Augenzwinkern begann: Auf der ersten Folie seiner Präsentation war zu lesen „75 Jahre UdS“ und darunter „76 Jahre Medizinische Fakultät“. Denn in Homburg ist man stolz, die Keimzelle der Universität des Saarlandes zu sein, da der Lehrbetrieb an der medizinischen Fakultät bereits 1947 und damit bereits vor 76 Jahren begonnen hat. Prof. Menger zeigte anhand einer historischen und einer aktuellen Fotoaufnahme, wie sich der Campus über die Zeit verändert hat.
Es folgte der erste Redebeitrag durch Universitätspräsident Prof. Dr. Manfred Schmitt, der gerührt, mit großer Freude und voller Stolz und Begeisterung über die Universität und die Medizinische Fakultät sprach. Prof. Schmitt zitierte den Gründungsrektor der UdS Jean Barriol und zeigte auf, dass die Gedanken von Europa und einem friedlichen Zusammenleben fest mit der Geschichte der Saar-Universität verwoben sind. Er betonte die wichtige Rolle der Medizinischen Fakultät sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit über die beiden Hochschulstandorte hinweg. Der Universitätspräsident dankte auch der Landesregierung für die stetige Unterstützung. Er sei überzeugt, dass der Gründungsdirektor voller Stolz wäre, wenn er den Homburger Campus in diesem Jubiläumsjahr sehen würde. Prof. Schmitt appellierte abschließend, dass dieser Weg fortgesetzt werden müsse, um weiterhin eine starke Universität für das Saarland zu bleiben.
Die Grußworte der Landesregierung überbrachte der Saarländische Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung. Er betonte, dass die Universität des Saarlandes und besonders auch die medizinische Fakultät und das UKS zu den identitätsstiftenden Einrichtungen im Land gehören. Neben Forschung und Lehre ist die Sicherstellung der medizinischen Versorgung die zentrale Aufgabe am Standort Homburg. Für die Aufrechterhaltung der ärztlichen Versorgung sah Minister Dr. Jung zwei wichtige Punkte: Einerseits bringt das Medizinstudium junge Menschen aus anderen Bundesländern ins Saarland, die das gute Leben im Bundesland schätzen lernen und nach dem Studium bleiben. Aber auch für die Landeskinder wird mit der Landarztquote ein wichtiges Angebot gemacht, um die medizinische Versorgung durch Hausärztinnen und Hausärzte aufrecht zu erhalten. Dr. Jung lobte ebenso die gesamte Forschungsarbeit der Universität, da viele fakultätsübergreifende Projekte existieren. Explizit dankte der Minister auch Dekan Prof. Menger für dessen langjähriges Engagement für die Medizinische Fakultät. Schließlich sicherte Dr. Jung zu, dass die Landesregierung die UdS weiterhin bestmöglich unterstützen werde. Seine abschließende Botschaft war Dr. Jung besonders wichtig. Er nutzte die Gelegenheit und betonte, wie wichtig Fakten, Wissenschaft und Vernunft für die politische Diskussion sind. In diesem Zusammenhang dankte er auch erneut UKS und medizinischer Fakultät für die Experten-Beratung während der Corona-Pandemie.
Prof. Dr. Thomas Fuchs-Buder war für die Grüße der medizinischen Fakultät der Université Lorraine in Nancy nach Homburg gekommen. Mit viel Humor gratulierte er dem „Patenkind“ zum Geburtstag. Denn die UdS war in der damaligen Sondersituation des politisch teilautonomen und wirtschaftlich eng mit Frankreich verbundenen Saarlandes unter der Führung des französischen Staates und damit der Universität Nancy entstanden. Prof. Fuchs-Buder berichtete sowohl über den gegenwärtigen persönlichen Austausch, als auch über fachliche Kooperationen. Besonders eine Anekdote amüsierte das Publikum im Hörsaal: Ein Kollege im Nancy habe ihm einmal von einem deutschen Fachkollegen, einer wahren Koryphäe, aus Hamburg vorgeschwärmt. Als Prof. Fuchs-Buder dann aufklären konnte, dass eben diese Koryphäe nicht in Hamburg, sondern im nahen Homburg forscht und arbeitet, sei die Begeisterung umso größer gewesen. Auch solch eine „unbewusste Zusammenarbeit“ gebe es offensichtlich. Die Kooperationen seien in allen Formen wichtig und so freute sich der Gast aus Nancy auf weitere gemeinsame und spannende Jahre.
Auch der Homburger Bürgermeister Michael Forster freute sich über den Festakt auf dem Campus der Universitätsstadt. Eben diese Begrifflichkeit der „Kreis- und Universitätsstadt“ Homburg zeige die tiefe Verbundenheit zwischen Stadt und Medizinischer Fakultät und UKS. Die Wertschätzung zeigt sich u.a. auch im mit 10.000 Euro dotierten Hochschulpreis der Stadt Homburg, der zu Beginn der Hochschulwoche an zwei junge in Homburg Forschende verliehen worden war. Aber auch die Teddyklinik der Medizinstudierenden lobte Bürgermeister Forster. Er hob die große Bedeutung von Klinik und Fakultät für Stadt und Region hervor, nicht zuletzt auch als Arbeitgebende.
Die Ärztliche Direktorin und Vorstandsvorsitzende des UKS Prof. Dr. Jennifer Diedler überraschte das Publikum schließlich mit einem echten Clou. Ihre kurze Rede zur Partnerschaft zwischen UKS und medizinischer Fakultät sowie UdS war schnell zu Ende und sie enthüllte dann, dass diese innerhalb kürzester Zeit und mit wenig Aufwand von ChatGPT geschrieben wurde. Das Programm erstellt mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) selbstständig teils umfangreiche Texte. Dieses praktische Beispiel nutzte die UKS-Vorsitzende anschließend für ihre eigentliche Rede: einen spannenden Blick auf das Thema KI, ein wichtiges Thema auch für die Zukunft von Universitätsmedizin. Prof. Diedler verwies darauf, dass gerade Universität und Universitätsmedizin den Einsatz von KI in Forschung, Lehre und Krankenversorgung gestalten als auch begleiten müssen. Den universitären Einrichtungen müsse eine Vorreiterrolle zukommen, um gemeinsam und fachübergreifend diese Entwicklungen zu begleiten. Die enge Zusammenarbeit zwischen Universität und Universitätsklinikum sei ein Schlüssel für die Zukunft, freute sich Prof. Diedler auf die weitere gemeinsame Zeit.
Den Festvortrag hielt schließlich Prof. Dr. Annemarie Matusche-Beckmann, die Vizepräsidentin für Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit der UdS. Sie lobte die herausragende Entwicklung von UdS und der Medizinischen Fakultät, besonders auch der Homburger Campus sei Nährboden für internationale Spitzenforschung und sowohl regional, bundesweit als auch international sichtbar. In ihrer Rede thematisierte Prof. Dr. Matusche-Beckmann die gesellschaftliche Verantwortung, die den Hochschulen schon immer zugekommen sei, heute aber neben den Kerndisziplinen Forschung und Lehre noch wichtiger geworden ist. Interaktion mit der Gesellschaft sei eine wichtige dritte Säule. Sie lobte die Entscheidung der UdS, die Themen gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit in einem Vizepräsidenten-Ressort zu verankern. Auf dem Campus Homburg sei die gesellschaftliche Verantwortung durch die medizinische Versorgung auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, durch Notfallversorgung zu jeder Zeit und nicht zuletzt auch durch die Rolle bei der Coronapandemie ganz deutlich. Und auch die Wissenschaftskommunikation – beispielsweise in Form der Teddyklinik – sei am Standort hervorragend. Aber gerade die Pandemie habe auch gezeigt, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Öffentlichkeit teils sehr starken Anfeindungen ausgesetzt seien. Anhand von Umfrageergebnissen stellte sie dar, dass das gesellschaftliche Vertrauen in die Wissenschaft letztendlich zwar ausbaufähig, aber weiterhin hoch sei. Die Verantwortung gegenüber den Studierenden thematisierte die Rednerin ebenso und kam zu dem Schluss, dass die UdS für das Studium ideale Bedingungen biete. Für gute Stimmung im Hörsaal sorgte schließlich ihr abschließender Vergleich zwischen modernen zwischenmenschlichen Beziehungen auf Distanz und deren Vorteilen, die sie auf die zwei UdS-Standorte Saarbrücken und Homburg übertrug. Die letzte Pointe saß, als Prof. Matsche-Beckmann resümierte: Die Beziehung bleibt lebendig, wenn man die Alltagsroutinen ausklammert und nur zu den schönen Stunden zusammenkommt – wie eben UdS und Medizinische Fakultät zu dieser 75-jährigen Jubiläumsfeier in Homburg.