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14.02.2022
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Zusammenhang zwischen Meniskus-Schaden, Fehlstellung der Beinachse und Arthrose: O-Beine sind viel riskanter als X-Beine

Prof. Henning Madry ist Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Orthopädie und Arthroseforschung an der Universität sowie Direktor des Zentrums für Experimentelle Orthopädie am Universitätsklinikum des Saarlandes. In einer jüngst publizierten Studie ging er mit weiteren Kolleginnen und Kollegen aus dem Saarland und Luxemburg der Frage nach, ob ein Meniskusschaden bei einem so genannten „O-Bein“ tatsächlich zu mehr Knie-Arthrose führt, also dem Knorpelschwund im Knie, und ob dies beim so genannten „X-Bein“ weniger der Fall ist. „Diesen Zusammenhang vermuten wir aus dem klinischen Alltag. Aber wissenschaftlich ursächlich nachgewiesen hat dies bisher niemand.“

 

Entscheidend für die Antwort auf die Frage, ob der beobachtete Zusammenhang tatsächlich vorliegt, ist die sogenannte Beinachse: Ist sie nach innen geneigt, hat man X-Beine. Ist sie nach außen gewölbt, O-Beine. Beides ist zwar nicht ungewöhnlich und auch nicht ungesund, aber in beiden Fällen wird der Druck, der auf den Kniegelenken lastet, übermäßig stark nach innen (O-Beine) oder außen (X-Beine) abgeleitet. Ein unverletztes Knie kann eine solche Achsabweichung jedoch tolerieren.

 

Prof. Madry und seine Kollegen haben diese Fehlstellungen sowie die normale Beinachse im Tiermodell nachgebildet und die Auswirkungen eines Meniskusschadens auf das anschließende Arthrose-Risiko untersucht, nachdem sie an einem Arthrose-Patienten, der sich einer operativen Korrektur des O-Beines unterzog, die klinische Relevanz des Problems aufgezeigt haben. „Wir haben in der Studie sehr detailliert nachweisen können, dass ein Meniskusschaden tatsächlich das Risiko für eine Arthrose im Kniegelenk messbar steigert“, so der Knorpelspezialist. Die wichtigste Erkenntnis aus der Studie lautet Madry zufolge, dass die Neigung der Beinachse ein entscheidendes Element ist für den Schweregrad der Arthrose ist: „O-Beine sind viel riskanter für die letztendliche Entstehung einer Arthrose nach Innenmeniskusschädigung als X-Beine“, lautet das Fazit.

 

Insbesondere für gängige Therapieverfahren dürften diese Erkenntnisse von großer Bedeutung sein. „Es gibt zwei unterschiedliche Ansätze, die Achse zu korrigieren: Durch Schuheinlagen oder Knieorthesen sowie durch den chirurgischen Eingriff der kniegelenksnahen Umstellungsosteotomie, der die knöchern bedingte Achsfehlstellung unter Erhalt des natürlichen Kniegelenks korrigiert.“

 

Letzterer konkurriere mit einer Knie-Endoprothese, die aber bei jungen Patienten in etwa 25 Prozent der Fälle nach zehn Jahren ausgetauscht werden muss, da das künstliche Gelenk dann oftmals ans Ende seiner Nutzungsdauer gelangt ist. „Insbesondere für diese Patienten, die zumeist noch sehr aktiv sein wollen, ist dies natürlich sehr belastend“, so Henning Madry. Die grundlegenden Erkenntnisse aus seiner Studie könnten nun dafür sorgen, dass diese Operation der kniegelenksnahen Umstellungsosteotomie unter Erhalt des natürlichen Knies verstärkt eingesetzt wird, um den Patienten eine gute Lebensqualität zu erhalten, ohne sich primär eine Knieprothese einsetzen zu lassen.

 

 

Originalpublikation:

Axial alignment is a critical regulator of knee osteoarthritis. Oláh T, Reinhard J, Laschke MW, Goebel LKH, Walter F, Schmitt G, Speicher-Mentges S, Menger MD, Cucchiarini M, Pape D, Madry H. Sci Transl Med. 2022;14(629):eabn0179. doi: 10.1126/scitranslmed.abn0179.

 

 

 

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Henning Madry

Tel.: (06841) 16 – 2 45 69

E-Mail: Henning.Madry @uks.eu

 

 

Experimentelle Orthopädie und Arthroseforschung